Einweihung der historischen Treppenanlage | Tag der Städtebauförderung im Q:M

Überall in Deutschland feierten Städte und Kommunen am 14. Mai 2022 unter dem Motto „Wir im Quartier“ den Tag der Städtebauförderung – auch in Wuppertal. Im Mirker Quartier wurde anlässlich des Tages die historische Treppenanlage auf dem Vorplatz des ehemaligen Bahnhof Mirke, heute Utopiastadt, eingeweiht. Mit einem umfangreichen Rahmenprogramm wurde die neugewonnene Fläche rund um die Treppe wieder an die Bewohner*innen des Quartiers übergeben. Wir waren selbstverständlich mit dabei!

Alle Beteiligten und Besucher*innen versammeln sich auf der Treppe | Foto von Wolf Sondermann

Über 600.000€ flossen laut der Stadt Wuppertal in die denkmalgerechte Sanierung der historischen Treppenanlage und den Vorplatz des Mirker Bahnhofs. Eine Summe, die für eine so hoch verschuldete Stadt wie Wuppertal nur sehr schwer aus eigenen Kräften aufgebracht werden kann. Umso erfreulicher ist es, dass es Mittel wie die Städtebauförderung gibt. Seit über 50 Jahren ist sie nun ein essenzielles innen- und kommunalpolitisches Instrument für die Finanzierung und Umsetzung baulicher Maßnahmen im städtischen Raum. Gerade für Wuppertal und das Quartier Mirke bedeutet die Finanzierung, die reale Möglichkeit, den Lebensraum der Wuppertaler*innen, auch trotz der Verschuldung der Stadt, nachhaltig zu erneuern und somit Orte für die Menschen zu schaffen. Wie die Eröffnungsfeier zeigte, sind genau diese Orte unerlässlich für das nachbarschaftliche Funktionieren von Quartieren.

Lange genug lag die historische Treppenanlage unter Brombeersträuchern vergraben. In den letzten Monaten arbeiteten zahlreiche Menschen aus dem Bau- und Sanierungsgewerbe daran, die Treppe nach bestem Wissen wieder aufzuarbeiten und um Elemente zu erweitern. Am 14. Mai 2022 war es dann endlich so weit: Die Fläche des Vorplatzes, die ehemalig lediglich als ungepflegte Grünanlage und semilegaler Parkplatz genutzt wurde, erblühte in neuem Glanz. Wie in alten Zeiten verbindet ein filigran gepflasterter Weg den Vorplatz des Mirker Bahnhofs mit der Treppenanlage. Die ehemalige Parkfläche wurde stark reduziert und erlaubt es Fußgänger*innen und Radfahrenden jetzt durch die Platzierung einiger Pflanzkübel mit sicherem Abstand den Vorplatz Richtung Nordbahntrasse zu queren. Im Rahmen der Eröffnung wurde dieser Platz gleich genutzt und Tischgarnituren aufgebaut, an denen die Besucher*innen sich mit kostenfreiem Essen aus der Diakoniekirche den Magen vollschlagen konnte. Nur wenige Schritte weiter konnten sich Interessierte über das Konzept der Städtebauförderung schlaumachen und umfangreiche Informationen zur Bürgerbeteiligung, Konzeption und Planung des Vorplatzes erhalten. Die neu gepflasterten Wege dienten an diesem Samstag aber nicht nur als Zugang zur Treppe, sondern ebenso als Ort des Verweilens. Besucher*innen ließen sich in Liegestühlen nieder, genossen die Atmosphäre, das sonnige Wetter und natürlich Supagolf. Die Macher der kultigen Randsportart nutzten die neu geschaffenen Wege als Basis für den Aufbau dreier Bahnen – darunter auch eine neue Kreation, die den Supagolfball entlang der Wuppertaler Wassertürme rollen ließ. Hier konnten Groß und Klein ihr Glück (oder Können) zur Schau stellen. 

Auch das Gastechnikgebäude in der Mirker Straße bekam im Rahmen des Programms der Eröffnung einen neuen Anstrich. Vorbei ist die Zeit der Plakatwand. Nun prangert dort ein Graffiti der Künstler*in Laura Ludwig alias whothefckislulu. Auf der westlichen Seite des Gebäudes wird in einem Schriftzug auf bestehende Kinderarmut in Deutschland aufmerksam gemacht. Während der Veranstaltung bot die Künstler*in außerdem einen Workshop an, im Rahmen dessen Kinder und Jugendliche die Möglichkeit bekamen, sich an der Spraydose auszuprobieren. Eingekleidet in schwarzen Mülltüten, um die Kleidung vor Farbspritzern zu schützen, wurden so kreative Werke geschaffen, die die Kinder mit nach Hause nehmen durften. Fünf Meter weiter veranstaltete Niklas Brandau, Bauer und Projektkoordinator der Utopiastadt Campus Raumstation, einen Pflanzworkshop und begrünte gemeinsam mit Kindern aus dem Quartier das benachbarte Beet. Doch damit noch nicht genug. Auf dem Vorplatz bekamen die Besucher*innen die Möglichkeit, sich in der Tätigkeit eines*einer Steinmetz*in zu üben. Unter fachlicher Anleitung von Steinmetz- und Bildhauermeister Gregor Rasch, der auch bereits die Arbeiten am Helene-Weber-Platz durchführte, wurden so einzelne Initialen und Namen in Sandstein verewigt. Die Steine dienen nun als alternative Sitzgelegenheiten auf dem Vorplatz.

Auch der amtierende Oberbürgermeister Uwe Schneidewind besuchte die Veranstaltung gemeinsam mit der Bundestagsabgeordneten Anja Liebert. Er hielt neben dem Bezirksbürgermeister von Elberfeld, Thomas Kring, eine Rede zur Eröffnung der Treppe und wies auf den Moment hin, an dem Utopiastadt nun endlich ein Eingangstor erhält, das der Wirkung und der Arbeit des Projekts ebenbürtig ist. Die Reden wurden von einem musikalischen Input der Kinder der Alten Feuerwache abgerundet, die ihren selbst geschriebenen „Helene Weber Song“ darboten. Im Rahmen von anschließenden Führungen durch das Quartier, die Baustelle in Utopiastadt und über die Flächen des baldig stattfindenden »Solar Decathlon Europe 21/22« bekamen Interessierte außerdem die Möglichkeit, das Areal rund um den Vorplatz genauer kennenzulernen.

Kinder der Alten Feuerwache singen den „Helene Weber Song“ | Foto von Wolf Sondermann

Wir sind froh darüber, dass es Möglichkeiten, wie die der Städtebauförderung gibt. Denn letztendlich ermöglichen genau diese Institutionen den zeitgenössischen Erhalt von Stadtstrukturen und tragen somit ihren Teil dazu bei, dass Wuppertaler*innen sich mit ihrer Stadt und ihren Quartieren identifizieren können. Raum bestimmt in diesem Sinne Bewusstsein. An diesem vergangenen Samstag war das auf eine besondere Art erlebbar. Denn die neu gewonnene Fläche ist nicht bloß eine neue Möglichkeit der Querung des Vorplatzes, nicht bloß ein Eingangstor zu Utopiastadt oder ein bisschen weniger Vorplatz – er ist ein Raum, der wieder an die Bewohner*innen des Quartiers gegeben wurde und nun deren Aneignung bedarf!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.