50 Mal Forum:Mirke in 10 Jahren | Ein Blick in die Vergangenheit
Am 05. November 2013 versammelten sich erstmals engagierte Utopist*innen und Nachbar*innen im Rahmen eines Forum:Mirke in den Werkstatträumen neben dem Hutmacher in Utopiastadt. Schon damals debattierten die 30 Besucher*innen über relevante Themen des Quartiers, wie z.B. Grünflächen, Mobilität und die bedrohte Situation des Autonomen Zentrums. Dass all diese Themen auch heute noch relevant sind, ist nicht verwunderlich. Denn Stadtentwicklungsprozesse sind langwierige Prozesse, die Ressourcen, Zeit und jede Menge Kapazitäten fressen. Doch auch nach knapp 10 Jahren widmet sich das Forum:Mirke weiterhin diesen Entwicklungen und konnte bisher große Erfolge für das Quartier verzeichnen. Anlässlich des baldig stattfindenden 50. Forum:Mirke wollen wir einen Blick in die Vergangenheit werfen und haben deswegen Protokolle durchstöbert und mit Beteiligten gesprochen.
Initiiert wurde das Forum:Mirke 2013 durch den Utopiastadt , dem im integrierten Handlungskonzept für die Elberfelder Nordstadt die Aufgabe erteilt wurde, das Forum:Mirke zu etablieren. Schnell wurden für die Umsetzung und Organisation weitere Personen gefunden, die das Forum:Mirke bis heute als ehrenamtliches Organisationsteam am Laufen halten. In den kommenden Jahren wurden im Abstand von je zwei Monaten zahlreiche Treffen an den verschiedensten Orten im Quartier einberufen, um sich der Entwicklung, Planung und Umsetzung neuer Ideen hinzugeben [LINK Q:M]. Darüber hinaus veranstaltete das Forum:Mirke in den letzten zehn Jahren elf „Stadtentwicklungssalons“ [LINK Q:M]: Eine Veranstaltungsreihe, die sich aktuellen quartiersbezogenen Thematiken widmet und sie somit in öffentlichen Debatten platziert, um soziokulturelle, -ökonomische und nachhaltige Entwicklungen anzustoßen. Thematisch setzte sich die Veranstaltungsreihe z.B. bereits mit gemeinwohlorientierter Flächenentwicklung und Bodenpolitik, Gentrifizierungstendenzen und der Mobilitätswende auseinander. Neben der Organisation eigener Veranstaltungen ermöglichte das Engagement des Forum:Mirke aber auch, dass eine Bandbreite an Mitmachprojekten im Quartier umgesetzt werden konnte [LINK Q:M]. Gefördert durch den sogenannten „Mirker Quartiersfonds“, in Höhe eines sechsstelligen Betrags, belebten die Mitmachprojekte das Quartier auf eine ganz besonders vielfältige Art und schufen Möglichkeiten, die ohne die Finanzierung nicht existent gewesen wären. Eine große Auswahl der geförderten Projekte ist auf dieser Homepage in Bild und Text dokumentiert, die dem Quartier somit ein Gesicht verleiht und Prozesse nach außen transportiert. Dass die Homepage überhaupt existiert, ist ebenso dem Engagement des Forum:Mirke zuzuschreiben, das sich für fortlaufende Finanzierung der Dokumentation, der Erstellung der Inhalte und der Homepage einsetzt.
Vom Forum:Mirke ging in den letzten zehn Jahren aber auch eine Vielzahl von Impulsen aus, die große Wirkungen auf Quartiersentwicklungsdebatten in der Talstadt hatten und materialisierte Ergebnisse mit sich zogen. So etwa im Hinblick auf die geplante Fällung von zwei großen Bäumen im südlichen Bereich des Carnapsplatz, die die Stadtverwaltung 2017 im Zuge der Umgestaltung des Platzes in Erwägung zog. Das Forum:Mirke stellte sich damals hinter die Belange der Anwohner*innen, die einen Erhalt der Bäume forderten und der Entscheid der Bezirksvertretung Elberfeld besiegelte schlussendlich die Forderungen. Die Politik und Stadtverwaltung nahmen die Bedürfnisse der Anwohner*innen wahr und das Blätterdach spendet auch heute noch Schatten für kommende Generationen [LINK WZ]. Einen weiteren Erfolg konnte das Forum:Mirke in Bezug auf die Fahrradstraße (Neue) Friedrichstraße erzielen. Als die Wuppertaler Stadtwerke 2017 bekannt gaben, dass in der gesamten Friedrichstraße und Neuen Friedrichstraße Kanalbaumaßnahmen notwendig sind, solidarisierte sich das Forum:Mirke mit weiteren Initiativen und Anwohner*innen und forderte eine aktualisierte und zeitgemäße Umstrukturierung der Verkehrsführung im Sinne der Etablierung einer Fahrradstraße [LINK Q:M]. Knappe 5 Jahre später wurde diese Forderung Realität, und das ist u.a. dem Arbeitskreis „Mobile Mirke“ zu verdanken, der sich im Forum:Mirke gründete und seitdem für verkehrspolitische Themen im Quartier einsetzt [LINK Q:M]! Darüber hinaus begleitete das Forum:Mirke auch die Entwicklung des Gold-Zack-Gebäudes. Schon früh konnte das Forum:Mirke in Kooperation mit anderen Initiativen und Akteur*innen einen Verkauf des historischen industriekomplexes an private Investor*innen verhindern. Als den Bestandsmieter*innen 2019 dann jedoch eröffnet wurde, dass die Stadt plane, das Gebäude erneut zu verkaufen, waren die Bedenken wieder groß. Schließlich führt der Verkauf von Immobilien oftmals zu Mietsteigerungen oder Verdrängungen. Nach einer langen Zeit der Verhandlung holten sich die Mieter*innen die „Montag Stiftung Urbane Räume“ ins Boot, die das Gold-Zack-Gebäude vor kurzem zu den „Wiesenwerken“ werden ließ. Das Forum:Mirke begleitete in diesem Prozess die Entwicklung eines Nutzungskonzepts [LINK Q:M] und beteiligte sich auch an der Planung der Gestaltung der Außenflächen [LINK Q:M]. Kürzlich wendete sich das Forum:Mirke dann den Flächen zu, die in den kommenden Jahren womöglich entscheidende Entwicklungen im Quartier durchleben werden. Darunter das Süd-Ost-Areal neben Utopiastadt und die Diakoniekirche. Letztere sollte bereits 2017 aufgrund der hohen Instandhaltungskosten veräußert werden, doch gründete sich damals unter anderem durch die Intervention des Forum:Mirke der „Initiative Kreuzkirche e.V.“, der sich mit der Entwicklung gemeinnütziger Nutzungskonzepte auseinandersetzte, die das historische Kirchengebäude vor dem Verkauf an den Höchstbietenden schützen sollte. 2021 löste sich die Gruppe auf [LINK Q:M] und 2023 machte die Diakonie Wuppertal erneut publik, dass sie das Kirchengebäude entweihen lassen und verkaufen wollen. Wie auch in Bezug auf das Süd-Ost-Areal, das die Stadt Wuppertal durch die Nutzung des Vorkaufsrechts Anfang 2023 erwarb, ist das Forum:Mirke darauf bedacht, die Entwicklungsprozesse der Flächen möglichst unter Einbezug der Anwohner*innenschaft zu gestalten [LINK Q:M]. Inwiefern dieses Vorhaben aufgeht, ist abzuwarten! Vor wenigen Monaten bezog das Forum:Mirke auch erneut Stellung zum Verbleib des Autonomen Zentrums im Quartier, nachdem sich die Debatte rund um den Abriss nach über 10 Jahren erneut konkretisierte [LINK Q:M].
Inzwischen ist das Forum:Mirke also weit mehr als ein bloßes Treffen von Nachbar*innen. Es ist zu einer etablierten Institution herangewachsen, die mit ihrem ehrenamtlichen Engagement und ihren kollektiven Zusammenschlüssen wirksame Prozesse anschiebt und lenkt, die das Quartier nachhaltig verändern. Entscheidend dafür ist unter anderem die Idee, dass Quartiersentwicklung kein Prozess ist, der von oben verordnet werden sollte. Deswegen steht das Forum:Mirke für ein partizipatives Prinzip ein, das möglichst viele Quartiersbewohner*innen samt ihrer Interessen und Bedürfnisse in Planungen einbezieht. Sei es in hitzigen Gesprächen über wegfallende Parkplätze, Konflikte von Bedürfnissen verschiedener Gruppen, Debatten über mögliche Gentrifizierung oder die Hürde, bestimmte Gruppen tatsächlich zu erreichen. Manchmal gelingt das besser und manchmal schlechter. Die Vergangenheit zeigt jedoch, dass es in jedem Fall ein Aushandlungsprozess ist, der sich lohnt. Im Forum:Mirke materialisiert sich somit die oftmals so hinlänglich gestellte Frage, wem eigentlich die Stadt gehöre. Die Antwort darauf ist: Sie gehört uns allen – und gerade deswegen sollten wir auch gemeinsam darüber entscheiden, wie wir sie gestalten.
Am 07. September kehrt das 50. Forum:Mirke nun zurück zu den Anfängen. Ab 19 Uhr treffen sich Besucher*innen in Utopiastadt, um gemeinsam die letzten 10 Jahre Revue passieren zu lassen und natürlich auch einen Blick in die Zukunft zu wagen. Was liegt vor uns? Wo ist unsere Intervention gefragt? Und wie wollen wir morgen eigentlich leben? Essenzielle Fragen, die im Rahmen des 50. Forum:Mirke Gehör finden. Weitere Informationen zum Gala-Forum findest du hier [LINK Q:M]