GAP Festival | Kollektiv Pause machen und zusammenkommen

Tag für Tag prasseln zahlreiche Neuigkeiten des weltpolitischen Geschehens auf uns nieder und die gesellschaftlichen Herausforderungen scheinen stetig zu wachsen. Wer sich nicht gerade künstlich davon abgrenzt, hat im Alltag oftmals kaum Möglichkeiten, sich dem zu entziehen und mit etwas Abstand auf die eigene mentale Gesundheit, geschweige denn die Herausforderungen einzugehen. Eine Problematik, die sich paradoxerweise mit der zunehmenden Vernetzung durch Social Media immerzu verstärkt. Die Public Interest Studierenden Annika Bertram und Rebecca Knauer möchten durch das GAP (Gather and Pause) Festival, das am 24. August von 13 bis 22 Uhr auf den Flächen des Living Lab NRW  und in der benachbarten Utopiastadt stattfindet, einen programmreichen Zwischenraum eröffnen, in dem Besucher*innen für einen Moment innehalten und sich kollektiv mit den eigenen Grenzen und Herausforderungen auseinandersetzen können. Wir haben uns vorab mit den Organisator*innen getroffen, um mehr über das Festival und die dahinterliegende Idee zu erfahren.

Rebecca Knauer ist Studierende des Masterstudiengangs Public Interest Designs (PID) an der Bergischen Universität Wuppertal im zweiten Semester. Sie ist in diesem Jahr frisch nach Wuppertal gezogen und versteht sich als Aktivistin für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Auch Annika Bertram studiert PID in Wuppertal und wohnt bereits seit 2015 (mit Unterbrechung) in Wuppertal. In der Vergangenheit hat sie bereits einige Projekte im Stadtgebiet realisiert. Die beiden haben sich während ihres gemeinsamen Studiums im Rahmen der Organisation der Veranstaltungsreihe Public Positions kennengelernt.

Wir alle kennen diese Tage, in denen wir mit schlechter Laune gehetzt durch unseren Alltag trotten. Die Auslöser dafür können zahlreich sein: schockierende Neuigkeiten aus dem Weltgeschehen, psychische Probleme, digitale Überlastung, Konflikte mit Mitmenschen, Stress auf der Arbeit. Die negative Beeinflussung verändert dabei nicht nur das Verhältnis zu unserem Selbst, sondern auch den Blick auf unsere Umgebung – die Straßenzüge erscheinen farbloser, die Gesichter der Mitmenschen ziehen schemenhaft an uns vorbei und die Zukunft erscheint perspektivlos. Antworten auf die Auswirkungen dieser Erfahrungen erstrecken sich in unserer Gesellschaft oftmals innerhalb eines individuellen Rahmens. Und auch wenn diese Antworten zeitweise zu hinreichenden Ergebnissen führen, so bleibt doch die Frage ungeklärt, wie wir kollektiv mit unseren vermeintlich individuellen Problemen umgehen wollen – denn schlussendlich bestimmt der gesellschaftliche Rahmen immer auch unsere individuellen Möglichkeiten und Bedürfnisse. Mit dem „Gather and Pause Festival“ wollen Annika und Rebecca sich eben dieser Beziehung widmen und einen unbeständigen Ort schaffen, der die Räume zwischen der mentalen Gesundheit der Individuen und dem gesellschaftlichen Miteinander des Kollektivs fokussiert. Ein Zwischenraum (gap) der uns allen bewusst ist, jedoch allzu selten Beachtung findet. Im Rahmen des Festivals möchten die Studierenden eine wirksame Verbindung zwischen dem Umgang mit uns selbst und dem Gelingen eines befriedigenden Miteinanders herstellen, indem sie die Besucher*innen dazu anhalten zusammenzukommen (gather), gemeinsam innezuhalten (pause) und einen erfüllenden Tag miteinander zu verbringen. Rebecca und Annika versprechen sich damit, Momente und Strategien in die Welt zu setzen, die über den Festivalrahmen hinaus dabei helfen, ein gesellschaftliches Miteinander zu entwickeln, indem wir Verantwortung für unsere Mitmenschen übernehmen und das individuelle Wohlergehen als Maßstab für das kollektive verstehen.

Das Programm, das vor wenigen Tagen veröffentlicht wurde, verspricht ein diverses Sammelsurium von Formaten. Neben vielfältigen Workshops (Anmeldung bereits jetzt möglich), Installationen und Szenario-Spielen lockt das Festival auch mit kulinarischem Angebot, Konzerten, einem Poetry-Slam und einem DJ-Programm. Thematisch ist das Festival dabei auf vier Schwerpunkte aufgeteilt: Mind the Gap (den Zwischenraum beachten), Challenge the Gap (den Zwischenraum herausfordern), Bridge the Gap (den Zwischenraum überbrücken) und Feel the Gap (den Zwischenraum fühlen), die über den Tag hinweg durchlaufen werden können. Als Ort, an dem der Zwischenraum des Festivals eröffnet wird, dient das Living Lab NRW [Homepage]. Das eingezäunte Gelände gegenüber von Utopiastadt, dass seit der Realisierung des nachhaltigen Architekturwettbewerbs Solar Decathlon Europe 2022, sechs Demonstratoren behaust, die fortlaufend beforscht werden, ist der Öffentlichkeit in den letzten Jahren nur selten zugänglich gewesen. Annika und Rebecca verstehen das Gelände selbst als einen Raum, der zahlreiche weitere Zwischenräume beherbergt und wollen ihn auch als solchen Nutzen. So soll ein Teil der Programmpunkte zwischen den Häusern stattfinden, während die Räumlichkeiten der Demonstratoren auch selbst als Veranstaltungsorte für Workshops dienen. Die Abendstunden sollen anschließend  in geselliger Runde in den Räumlichkeiten Utopiastadts verbracht werden.

Rebecca und Annika schauen voller Vorfreude auf den kommenden Samstag und bedanken sich schon vorab bei den zahlreichen Unterstützer*innen und Helfer*innen, die das Festival ermöglichen. Das Festival wird neben einigen wenigen Aufwandsentschädigungen komplett ehrenamtlich realisiert und durch die Kooperation mit der Börse, Utopiastadt und der Alten Glaserei möglich. Die Planung und Konzeption des Festivals sind auch für die Studierenden ein anhaltender Lernprozess, den sie noch nicht als abgeschlossen verstehen. Bereits jetzt können sie sich vorstellen, eine weitere Ausgabe des GAP-Festivals zu organisieren und dabei aus ihrem wachsenden Erfahrungsschatz zu schöpfen – vorausgesetzt die Idee kommt am kommenden Wochenende gut an.

Falls auch ihr euch nach einem Ort sehnt, indem ihr kollektiv Kraft tanken könnt, solltet ihr das GAP-Festival am 24. August von 13-22 Uhr auf keinen Fall verpassen. Annika und Rebecca sind zudem weiterhin auf der Suche nach Helfer*innen und Spender*innen die bei der Realisierung des Festivals unterstützen wollen. Falls ihr Lust habt, das Projekt zu unterstützen, oder einfach nur am Festival teilnehmen wollt, findet ihr hier [Instagram] oder hier [Homepage] weitere Informationen zu dem Format, dem Programm und der Anmeldung.

PS: Früh kommen lohnt sich, denn bereits um 13 Uhr findet das erste Live-Konzert statt!

Fotos von Judith Kolodziej (@siebterfebruar)

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