Hebebühne goes Offline 21/22 #2 | Beate Gördes und Dagmar Lutz mit »hier nicht hier«
Die Hebebühne gilt seit 2009 als feste Ausstellungsinstitution im Quartier Mirke. In den Wintermonaten sind die Innenräume des Kunstvereins, beherbergt in einer ungeheizten, früheren Tankstelle, jedoch für den normalen Ausstellungsbetrieb kaum nutzbar. Die Außenflächen des Gebäudes sowie die von außen einsehbaren Räume mit teilweise großen Fensterflächen bieten aber großzügige Installations- und Projektionsflächen, welche auch in der kalten Jahreszeit ausgezeichnet genutzt werden sollen, um künstlerischen Vorhaben Raum zu geben. Die Hebebühne geht deshalb Offline. Vier ausgewählte Kunstschaffende bekommen in diesem Rahmen die Möglichkeit, die Hebebühne für je einen Monat als künstlerisches Objekt zu interpretieren und inszenieren. Nach Reiko Yamaguchis Fassade, folgt nun die Installation hier nicht hier der Kunstschaffenden Dagmar Lutz und Beate Gördes.
Beate Gördes und Dagmar Lutz leben und arbeiten seit über 30 Jahren in Köln. Gördes wurde 1961 im Herten geboren. Sie studierte in Köln Malerei, erweiterte ihr Repertoire über die Jahre jedoch um vielfältige Installationen, Video- und Filmarbeiten. Lutz wurde 1961 in Frankfurt am Main geboren. Ihr Studium der Kunstwissenschaften mit Schwerpunkt Architektur absolvierte sie in Frankfurt, Mainz und Marburg. Während sie anfangs noch mit systematischen Zeichnungen und Reliefs arbeitete, widmet sie sich heute vor allem der Installation und Intervention als künstlerisches Medium. Lutz und Gördes Wege kreuzten sich bereits vor geraumer Zeit. Seitdem arbeiten sie immer wieder gemeinsam an diversen Projekten und zeigen, wie sich künstlerische Ausdrucksweisen wechselseitig ergänzen und erweitern können
hier nicht hier. hier, nicht hier. hier nicht, hier.
hier nicht hier. In dieser kurzen Abfolge von Worten steckt weit mehr als sie vermuten lassen. In gewisser Weise erschaffen sie Beziehungen zwischen zwei unabhängigen Orten, die sich sowohl auf der Zeit- als auch auf der Raumebene materialisieren. hier nicht hier zu sein, heißt überall und nirgendwo zu sein. Es impliziert eine Losgelöstheit, die durch Eingebundenheit charakterisiert ist und verdeutlicht damit umso mehr das In-Verbindung-Stehen. Was vorerst dichotom klingen mag, also sich gegenüberstehend oder voneinander abgrenzend, wird zu einem sich wechselseitig erschaffenen und damit verbundenen Etwas. hier nicht hier heißt losgelöst nicht losgelöst, genauso wie es eingebunden nicht eingebunden heißt. Damit thematisieren Gördes und Lutz ein grundlegendes Charakteristikum des Raumes, der sich immer durch ein wechselwirkendes ein- und ausschließen erschafft. In einem Raum zu sein heißt immer auch nicht in einem anderen zu sein. Außer mensch ist hier nicht hier. Die beiden Künstler*innen übersetzen diese (Nicht-)Verbundenheit in ihrer Installation und verorten sie für den kommenden Monat in den Räumlichkeiten der Hebebühne. Die Installation besteht aus drei un/abhängigen Elementen: einer physischen Installation, einer Projektion und einer Videoinstallation.
Die physische Installation besteht aus einem flexiblen Schüttgutbehälter, einer sogenannten Bigbag, und diversen aufgeklebten Warnbandlinien, die sich über den Raum strecken und ihn augenscheinlich definieren. Die Projektion zeigt diverse geometrische und grafische Strukturabfolgen, die sich selbst erschaffen, vernichten, ineinander übergehen, sich verdrängen und ergänzen. Die Videoinstallation erhebt das Ganze auf eine Metaebene. Denn sie zeigt die gleiche vergangene Installation, die im Rahmen des Künstlerforums in Bonn präsentiert wurde. Damit überträgt sie die Räumlichkeit in eine andere Räumlichkeit und schafft die Quintessenz: hier nicht hier spielt mit der Installation in der Installation in der Installation und eröffnet somit einen weiteren Raum, der nicht konkret zu verorten ist. Er ist eben hier, aber nicht hier.
In der Kombination der unterschiedlichen künstlerischen Herangehensweisen spiegelt sich die Beziehung zwischen Lutz und Gördes wider. Gemeinsam entwickeln sie zwar konkrete Konzepte, lassen sich aber vor Ort auf die spezifischen räumlichen Eigenschaften ein und nutzen diese. Solche einzigartigen architektonischen Besonderheiten entdeckten Lutz und Gördes auch in der Hebebühne – sie waren sogar ein Grund dafür, dass sie sich im Rahmen von »OFFLINE« beworben haben. Der einzigartige Charme der Hebebühne mit ihren großen Fenstern, schmalen Räumlichkeiten und dem großen Werkstatttor kreieren Hürden für die Möglichkeiten einer Installation, machen sie damit aber auch einzigartig. Wichtig ist ihnen, den Ort selbst zum Teil der Installation werden zu lassen. hier nicht hier ist somit auch eine Hommage an die Hebebühne, ihre Ecken und Kanten.
Die Installation hier nicht hier von Beate Gördes und Dagmar Lutz ist noch bis Ende Dezember zu besuchen. Anschließend folgen künstlerische Interpretationen durch Lisa Mrozinkski und Paul Janns (Dezember/Januar) und Maria Seitz (Januar/Februar). Offline wird durch Neustart Kultur und den bergischen Kulturfond gefördert. Weitere Infos zur Hebebühne gibt es hier [Homepage | Facebook | Instagram].