Forum:Mirke Spezial | OB Kandidat*innen in der Manege

Disclaimer: Dieser Artikel wird die Inhalte der Veranstaltung nur grob skizzieren. Um einen tieferen Einblick in die Beiträge der Kandidat*innen zu bekommen, ist am Ende dieses Artikels die gesamte Veranstaltung im Rahmen einer Videoaufzeichnung eingebunden.

Die Kommunalwahlen stehen vor der Tür – am 13. September 2020 ist es so weit. Jede*r Wuppertaler*in hat dabei gleich drei Stimmen zu vergeben. Gewählt werden die Bezirksvertretungen, der Rat der Stadt Wuppertal und der*die Oberbürgermeister*in. Potenzielle Letztere sind seit Wochen nicht mehr aus den Wuppertaler Medien und den Straßen wegzudenken. Wahlplakate übersähen die zahlreichen Straßenlaternen und Grünstreifen der Stadt – aber wofür stehen die Kandidat*innen überhaupt? Welche Ideen haben sie für die Stadt Wuppertal? Und vielleicht noch viel wichtiger: Wie wollen sie die Nachbarschaft, das Zusammenleben, Wohnen und Arbeiten in Quartieren beeinflussen? Um genau diese Fragen zu stellen, veranstaltete das Forum:Mirke in Zusammenarbeit mit Utopiastadt die Veranstaltung „Forum:Mirke Spezial | OB Kandidat:innen in der Manege“ vor dem Zirkuszelt auf dem Utopiastadt Campus.

Rund 100 Interessierte besuchten die Veranstaltung vor dem Zirkuszelt | Foto von Wolf Sondermann

100 Interessierte versammelten sich mit gebührendem Abstand an diesem lauen Sommerabend vor dem Zirkuszelt auf dem Utopiastadt Campus. Der Innenraum konnte nicht genutzt werden, da die Bauabnahme für die ungewöhnliche Location nicht mehr zeitig eingeholt werden konnte. Trotz alledem begrüßte Moderator David J. Becher die Gäst*innen passend zur Location in dem Outfit eines Zirkusdirektors. David J. Becher und Inge Grau, Organisationsmitglied des Forum:Mirke, führten danach in den thematischen Ablauf des Abends ein. Anschließend wurden die Kandidat*innen nach einer Losung aufgerufen und zum Podium gebeten. Der Reihe nach betraten Marcel Hafke (FDP), Mira Lehner (Die PARTEI), Panagiotis Paschalis (Parteilos), Uwe Schneidewind (Bündnis 90/Die Grünen & CDU), Henrik Dahlmann (WfW), Bernhard Sander (die Linke) und Andreas Mucke (SPD) die Bühne.

Der thematische Schwerpunkt dieses Abends wurde auf das Überthema Quartiersentwicklung gelegt. Doch es ist wohl unmöglich die komplexen Prozesse der Quartiersentwicklung in zwei Stunden zu ergründen – erst recht nicht, wenn alle Kandidat*innen sich zu diesen äußern dürfen. Also wählte das Organisationsteam des Forum:Mirke vorab explizite Fragen zu bestimmten Prozessen und Phänomenen der Quartiersentwicklung in Wuppertal aus. In den zwei Stunden wurden demnach die Themen Wohnen, Wirtschaft, Soziale Entwicklung und Verwaltung behandelt. Letzteres entsprang dem online Zuschauer*innen-Voting, das parallel zur Veranstaltung durchgeführt wurde.

  • Andreas Mucke (SPD) im Gespräch (rechts)

In Bezug auf das Thema „Wohnen“ wurden die vielen Schrottimmobilien im Wuppertaler Stadtbild thematisiert, die seit Jahren eine Problematik in den Quartieren darstellen. Im Grundsatz sind sich die Kandidat*innen einig, dass dieses Problem angegangen werden muss. Was allerdings aus diesen potenziell-nutzbaren Räumen entstehen soll stand sehr wohl zur Debatte. So ist es sowohl denkbar diese Immobilien mithilfe von privaten Investoren, oder auch ohne, an die Bedarfe der Quartiersbewohner*innen anzupassen und diese in Wohn- oder Gewerbefläche umzufunktionieren. Aber auch der soziale Wohnungsbau könnte von diesen Flächen profitieren, insbesondere unter Berücksichtigung der Lage vieler dieser Schrottimmobilien. Darüber hinaus stellen einige der Kandidat*innen heraus, dass diese Brachflächen ein Potenzial für die gesamte Außenwirkung der Stadt in sich tragen, solange diese nachhaltig und zukunftsorientiert entwickelt werden. Erste Priorität sollte es jedoch bleiben, den Verfall von Schrottimmobilien zu unterbinden und so langwierige Prozesse und hohe Kosten abzuwenden. Dafür müssen Immobilienbesitzer*innen an ihre Pflichten erinnert werden denn: Eigentum verpflichtet.

Weiter ging es mit dem Thema „Wirtschaft“. Wuppertal will die Gewerbeflächenentwicklung in den nächsten Jahren stark nach vorne tragen. Von den Kleinunternehmen in den Quartieren der Stadt ist davon jedoch nur selten die Rede. Wie kann Wirtschaftsförderung den Kleinunternehmen in den Quartieren unter die Arme greifen und dabei gleichzeitig Nachhaltigkeit und Lebensqualität hervorbringen? Das die Kleinunternehmen in Wuppertal zu kurz kommen ist auch auf dem Podium ein allgemeiner Konsens. Wie die Wirtschaftsförderung dies jedoch konkret angehen kann, wurde auf der Bühne eher angekratzt. Stattdessen müsse Wirtschaftsförderung neu gedacht werden: dazu zählt sowohl die Fokussierung von kleinen und mittleren Unternehmen, als auch die Neuentwicklung von Brachen statt Erschließung der grünen Wiese. Außerdem sollte das Stadtmarketing Wuppertals überdacht und neu entwickelt werden.

Clara Weise und Laura Engelmann bringen musikalischen Input in die Veranstaltung | Foto von Wolf Sondermann

Anschließend fand eine kurze Pause statt. Clara Weise und Laura Engelmann, zwei Studierende der Mandoline am Wuppertaler Standort der Hochschule für Musik und Tanz Köln, begleiteten diese mit ihren Instrumenten und schufen somit ein Kontrastprogramm zum redelastigen Rest der Veranstaltung.

Nach der Pause ging es weiter mit dem Thema „Soziale Entwicklung“. Der Ruf, Wuppertal sei eine arme Stadt, kommt nicht von irgendwoher. Schon lange kämpft die Stadt gegen soziale Armut. Insbesondere in den Tallagen der Stadt ist diese besonders hoch. Laut der Leipzig Charta sind gerade diesen Stadtteilen besonders in den Blick der Politik zu nehmen, um spiralförmige Abwärtsentwicklungen entgegenzutreten. Welche Zukunftskonzepte haben die Kandidat*innen gegen die Verarmungsentwicklung in den Quartieren entlang der Talachse? In Bezug auf dieses Thema harkt Moderator David J. Becher etwas genauer nach und fordert die Kandidat*innen auf explizit darauf einzugehen, was sie als potenzielle Oberbürgermeister*innen daran ändern können. Im allgemeinen Konsens sind sich die Kandidat*innen auch hier einig, dass sich etwas ändern muss. Dafür ist es vonnöten mehr Gelder zu akquirieren, um bestehende soziale Strukturen in Quartieren zu stärken, Präventionsarbeit zu leisten, soziale Angebote auszuweiten, Bildungsangebote zu fördern (insb. Sprachförderung) und somit einen Raum des sozialen Miteinanders zu schaffen. Diese Ideen bzw. Handlungsziele sind im Rahmen der Quartiersentwicklung und der sozialen Arbeit in Quartieren jedoch in ihrer Gesamtheit zu sehen. Denn soziale Armut ist ein Phänomen, dass durch viele Faktoren entsteht und damit auch durch vielschichtige Maßnahmen bekämpft werden muss.

David J. Becher, Moderator des Abends, am Mikrofon | Foto von Wolf Sondermann

Die letzte große Frage des Abends, die durch die Online-Umfrage eingereicht wurde, richtet sich an ein schon lange bestehendes Problem in Wuppertal – die Verwaltung. Konkret fragt die Moderation: Wie wollen sie die Verwaltungskultur sich ändert – weg von einem „geht nicht!“ hin zum „wir schaffen das!“?
Hier fallen die Lösungsansätze erstaunlich unterschiedlich aus. Während von der einen Seite gefordert wird, die Personalangelegenheiten der Stadt Wuppertal wieder in die Hände des*der Oberbürgermeister*in zu legen, wollen andere gerade die Führungskräfte in der Verwaltung stärken, um Verwaltungsprozesse zu optimieren. Auch die Frage danach wie diese Stärkung der Führungskräfte vonstattengehen soll, unterscheiden sich die Meinungen. So muss der Stellenabbau in der Verwaltung gestoppt werden, Verwaltung muss langfristig wieder Dienstleistungscharakter bekommen und auch ein paar Glitzersticker würde der Verwaltung wohl ganz guttun.
Abschließend wurden die einzelnen Kandidat*innen nach ihren Lieblingsquartieren in Wuppertal gefragt. Die Antworten fielen so zwischen Ronsdorf und „alles außer Ölberg ist Sachsen“ so vielfältig aus, wie die Farben für die sie stehen. Nach Abschluss der Veranstaltung kamen einzelne Interessierte noch mit den Kandidat*innen ins Gespräch.

Im Großen und Ganzen gab die Veranstaltung jedoch recht wenig Aufschluss über die konkreten Pläne der einzelnen Kandidat*innen. Sie eröffnete ihnen vielmehr die Erschließung ihrer Visionen für die Wuppertaler Quartiere und deren Bewohner*innen. Falls du dich weiter über die Wahlen am 13. September informieren möchtest, findet am 30. August eine Podiumsdiskussion zum Thema „Mobilität“ auf dem Platz der Republik statt. Auch diese Veranstaltung wird online gestreamt.

Und nicht vergessen am 13. September deine Stimme für Wuppertal abzugeben!

2 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.