WOLF UND MOSCHE: ESSEN … im ADA
Regnerisch und kühl ist dieser Winterabend im Quartier Mirke. Wir, Wolf und Mosche, treffen uns vor der Tür des Café ADA und betreten die Räumlichkeiten gemeinsam. Der große Saal ist in gemütlich warmes Licht getaucht, die Hälfte der Tische des industriell angehauchten Saals ist besetzt, während gemütliche Jazz-Klänge im Hintergrund ertönen. Ein Mann steht auf und begrüßt uns, er hat uns erwartet. Es ist Mehmet Dok, Betreiber des Café ADA in der Wiesenstraße und Bewohner des Mirker Quartiers. Wir begrüßen ihn und setzen uns an einen Tisch. Mehmet wuchs in der Türkei, in einer politisch linksorientierten und alternativen Familie auf. In den 1980er Jahren floh er auf Grund von politischer Verfolgung aus seiner Heimat und kam nach Wuppertal.
In den Anfängen der 1990er Jahren übernahm er das ADA, was übrigens türkisch ist und „Insel“ bedeutet. Damit ist klar, dass das ADA nicht bloß ein einfaches Restaurant ist. Es ist Ort des politischen Engagements, der Solidarität mit Geflüchteten, der Begegnung und Raum für das kreative Ausleben vieler Menschen. Natürlich ist das Essen nicht hinten anzustellen!
Das kulinarische Angebot des Café ADA ist mindestens genauso vielfältig, wie das Publikum, welches hier ein und aus geht. Während die Jazz-Session im Hintergrund beginnt erzählt uns Mehmet von den angebotenen Speisen. Die Küche ist mediterran-international. Hier treffen typisch türkische und arabische Speisen auf italienische – Begegnung pur. Der Renner scheint die kalte Vorspeisenplatte zu sein. Ein wenig an die deutschen Geschmacksnerven adaptiert, funktionieren hier persische, türkische, arabische und kurdische Spezialitäten miteinander und machen Lust auf Mehr! Mit Liebe werden die Speisen aus frischen Zutaten in der Küche zubereitet. Neben vielen Gerichten mit Fleisch gibt es allerdings auch eine große Anzahl an vegetarischen und veganen Alternativen. So ist es kein Wunder, dass sich monatlich ein veganer langer Tisch im ADA breit macht, um sich auszutauschen und dabei lecker zu essen.
„Bewegung, Begegnung und Familie.“ – Mehmet Dok, Besitzer des Café ADA
Auf die Frage mit welchen drei Worten Mehmet das Café ADA beschreiben würde, entgegnet er nach einer kurzen Denkpause: „Bewegung, Begegnung und Familie“. Mehmet ist es wichtig hervorzuheben wie gut die zwischenmenschliche Arbeit im ADA funktioniert. Es scheint im Wesentlichen, obwohl großer Diversität, sehr familiär zuzugehen – eine wirklich angenehme und inspirierende Atmosphäre, die Raum für etwas schafft, dass in vielen anderen Läden verloren geht.
Das Café ADA und das Quartier haben eine lange Geschichte, wenn nicht sogar eine der längsten und beständigsten. Noch bevor Utopiastadt und die Alte Feuerwache existierten wurde hier schon getanzt, getrunken, gespeist, und geplaudert. Viele Akteure aus dem Quartier trafen sich hier um an Ideen rumzuspinnen und ihre Wochenenden zu verbringen. Aber Mehmet erzählt auch, dass das Quartier dem Laden etwas gibt, welches er nirgendwo sonst bekommen würde. Er liebt die Lebendigkeit des Quartiers, den regen Austausch der vielen Institutionen und den Mut des Zusammentreffens der Bewohner*innen des Quartiers. Das Quartier ist seit den 90er Jahren in einem ständigen Wandel, der nur durch das Engagement der Vielen zu Stande kommt. Aber das Café ADA ist eben nicht bloß ein einfaches Restaurant. Zwischen Jazz, Soul, Tango und Salsa tanzte hier bereits Pina Bausch samt Tänzer*innen über das quietschende Tanzparkett. Durch das Café ADA wurde Wuppertal über die Stadtgrenzen hinaus als Tangostadt in Deutschland bekannt – Größen aus der Tanzszene gehen hier gelegentlich ein und aus. So kommt es auch mal vor, dass ein David Becher, Vorstandsvorsitzender des Utopiastadt e.V., an einem Wochenende die Tanzschuhe auspackt und durch die Nacht swingt. Sympathisch!
„GENUG GEkriegT“ dieser Slogan ist einer der Vielen der die Wände des ADA schmückt.
Wer sich die Wände der oberen Etage mal genauer ansieht, wird eine Menge an Plakaten aus der Vergangenheit des Café ADA finden. Hier trafen bereits in der Mitte der 90er Jahre Menschen mit verschiedensten kulturellen Hintergründen aufeinander, die sich durch das Element des Tanzes verbunden fühlten. Gemeinsam traten sie für die politischen Rechte von Minderheiten ein und zelebrierten lebendige Kultur. Wirklich inspirierend und auch in Zukunft ein Ort, der erhalten werden muss!
An diesem Abend verlassen wir das ADA mit einem guten Gefühl. Wir sind beide ein wenig verwundert wieviel Engagement und Freude am Menschen in solch einem Laden stecken kann und tauschen uns auch noch bei einer Zigarette im Freien hinter dem Laden darüber aus.
Das Café ADA ist ein absoluter Tipp für Kulturliebhaber*innen und kulinarisch Begeisterte, die sich bei leckerem Essen der kulturellen Vielfalt des Mirker Quartiers erfreuen wollen. Egal ob Fleischesser*in, Veganer*in, Tanzbegeisterte*r oder in-der-Ecke-Sitzende*r- Kopfnicker*in. Hier kommt jeder auf seine Kosten so lange man akzeptiert wie divers dieser Laden ist! Falls dich dieser Artikel neugierig gemacht hat und du dem ADA in Zukunft einen Besuch abstatten möchtest, findest du hier mehr Informationen und unter anderem die Öffnungszeiten.
Geheimtipp: Vorspeisenplatte! Da ist was für alle Geschmäcker mit dabei. Einfach richtig lecker!