Vorlesen im Mirker Quartier | ein Mitmachprojekt

Gemeinsam in die Erzählungen Anderer einzutauchen ist in der heutigen Zeit auf vielen Wegen möglich. Das Projekt „Vorlesen im Mirker Quartier“ widmet sich der Welt der aneinandergereihten Buchstaben. Die selbsternannte Viertelleserin Monika Hensche, streift seit knapp zwei Jahren durch das Quartier und lädt Kinder wie auch Erwachsene in ihre Welt ein. Mal liest sie auf dem Spielplatz, mal im Eiscafé, mal im Rahmen einer Ausstellung oder ganz klassisch in den Leseclubs des Quartiers. Warum Moni das Vorlesen liebt und das Projekt umsetzt, erfährst du im Zuge dieses Artikels.

Monika Hensche und Senanur im Rahmen der Lesung zur WOGA 2020 in der Diakoniekirche | Foto von Wolf Sondermann

Monika Hensche, auch Moni genannt, arbeitet in der pädagogischen Werkstatt der Alten Feuerwache. Ihr Arbeitsgebiet betrifft die Lernbegleitung von Kindern und Jugendlichen und die Gestaltung der Angebote der Leseclubs im Quartier. Seit 2019 streift sie zusätzlich durch das Quartier und agiert als Viertelleserin.

Aber was brachte Moni zu dieser Idee und motiviert sie das Projekt auch nach offiziellem Projektzeitraum weiterzuführen?
Als pädagogische Fachkraft und Buchliebhaberin weiß Moni wie wichtig es ist, lesen zu können. Lesen lernt man am besten durch das Vorlesen von Texten – damit verbindet das Projekt das kreative Ausleben mit der Leseförderung von Kindern und Jugendlichen. Aber nicht nur Kinder und Jugendliche besuchen Monis Lesungen – auch Erwachsene lassen sich von den Geschichten in den Bann ziehen. Gemeinsam tauchen die Besucher*innen mit ihr in eine Geschichte ein, und treiben sie im ganz eigenen Tempo vor ran. So kann es auch mal passieren, dass sie sich gemeinsam an einer Stelle oder einer Illustration festhalten und das Buch erst bei der nächsten Sitzung zu Ende bringen. Gelesen wird übrigens eine Vielzahl an Büchern aus verschiedenen Genres und in unterschiedlichen Sprachen. Was, wo und auf welcher Sprache vorgelesen wurde, findest du hier in einer Übersicht.
Dadurch begegnen sich nicht nur Kinder und Jugendliche aus dem Quartier, sondern auch Menschen unterschiedlicher Kulturen. Hier schafft das gemeinsame Lesen eine Verbindung, die über Schubladendenken hinausgeht. So zum Beispiel im Rahmen der vergangenen WOGA 2020. Moni liest gemeinsam mit Senanur (13) das Buch „Die Reise auf der Wolke“ von Véronique Massenot. Da das Buch auf Türkisch nicht vorlag, übersetzte Senanur das Buch kurzerhand selbst und ermöglichte so eine zweisprachige Vorlesung.

Senanur liest ihre eigene türkische Übersetzung des Buches „Die Reise auf der Wolke“ vor | Foto von Wolf Sondermann

Eines vonMonika Hensches Lieblingszitaten aus den vorgelesenen Büchern:
„„Ich schäme mich meiner Leere“, sagte das Wort zum Werk. „Wenn ich dich sehe, erkenne ich, wie arm ich bin“, sagte das Werk zum Wort.“ – Rabindranath Tagore

Ebenso vielfältig wie die Buchauswahl sind die Orte an denen Moni liest. So kann auch mal der Spielplatz, der Schulhof, die Alte Feuerwache, ein Park, das örtliche Eiscafé oder der Hinterhof zur Bühne werden. Manche der Lesungen werden vorab angekündigt, mache finden ganz spontan statt. Manche der Lesungen setzt Moni ganz alleine um, bei anderen wird sie von weiteren Bewohner*innen jeglichen Alters begleitet und unterstützt.

Bisher fanden 14 Lesungen im Quartier statt. Durch einige unglückliche Gegebenheiten, wie einen Armbruch und die anhaltende Pandemie, musste Moni eine Vielzahl der geplanten Lesungen absagen beziehungsweise verschieben. Trotz alledem fanden bereits Lesungen in zahlreichen Leseclubs, auf der Veranstaltung »Der Berg liest«, und neuerdings auch via öffentlichen Videoanruf statt. Nach Ablauf des offiziellen Projektzeitraums im Sommer 2020 fanden weiterhin kleine Lesungen statt, und Moni ist voller Zuversicht 2021 auch außerhalb des bisherigen Projektrahmens Lesungen organisieren zu können. Falls diese angekündigt werden, findet ihr die Termine auf der Homepage des Quartiers.

Senanur mit ihrer Familie im Rahmen der Woga 2020 | Foto von Wolf Sondermann

Mit dem Projekt »Vorlesen im Mirker Quartier« schafft Monika Hensche, unabhängig von Ort und Publikum, einen ganz eigenen Raum im Quartier. Mit Liebe zu den Buchstaben und den Welten, die sie eröffnen, wird es hoffentlich auch 2021 viele kleine und einzigartige Vorlesungen im Quartier geben können. Wir freuen uns drauf!

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