Räumung der Utopiastadt Campus Raumstation | Was jetzt?
Utopiastadt baut um und das nicht erst seit gestern. Aber die letzten Wochen waren besonders intensiv. Das Zirkuszelt Utopiastadts ist bereits vor einigen Monaten nach Wermelskirchen verliehen worden. Jetzt räumten die Utopist*innen auch die Utopiastadt Campus Raumstation. Das Raumprojekt beherbergte über die letzten Jahre zahlreiche Kleinstprojekte und Angebote, die den Wuppertaler*innen Anlässe gaben ihre Freizeit auf den Freiflächen Utopiastadts zu verbringen. Doch die Raumstation muss an ihrem urspünglichen Ort nun eine einjährige Pause einlegen. Im kommenden Jahr wird hier der Solar Decathlon 2021/2022 stattfinden – ein internationaler Hochschulwettbewerb für nachhaltiges Bauen. Wir sind über die leergeräumten Flächen spaziert, haben mit beteiligten Utopist*innen gesprochen und mal geschaut, wo die Container über das nächste Jahr unterkommen konnten.
Viele der Wuppertaler*innen haben die Raumstation auf dem Utopiastadt Campus in den letzten Jahren lieben gelernt. Hier wurde am Fahrrad geschraubt, bis in die Abendstunden zusammengesessen, Kaffee genossen, (Lasten-)Fahrräder verliehen, geforscht und im Testzentrum gegen die Ausbreitung der Pandemie gekämpft. Doch jetzt ist erstmal Pause. Bevor hier im Sommer 2022 allerdings zeitweise 18 Häuser aufgebaut und besichtigt werden können, müssen die Container umgelagert werden. Dafür rückte in den letzten Wochen schweres Gerät in Form von LKWs, Kränen und Radladern an. Neben der stetig fortschreitenden Sanierung packten zusätzlich zahlreiche „Utopist*innen im Einsatz“ mit an. Was für Außenstehende vielleicht bloß eine Vielzahl an Containern darstellt, steht exemplarisch für einen Teil des Raums, den Utopiastadt über die vergangenen Jahre entwickelte. Jeder Container symbolisiert die vielfältigen Thematiken und Menschen die auf dem Utopiastadt Campus praktisch aktiv werden. Am 1. Oktober war es dann aber so weit: Die Fläche wurde offiziell an die Bergische Universität Wuppertal übergeben.
Aber warum eigentlich? Die Utopist*innen schufen Platz für den »Solar Decathlon 2021/2022« (SDE 21/22), der im Sommer des nächsten Jahres auf den Flächen stattfinden wird: ein internationaler Hochschulwettbewerb für nachhaltiges Bauen. Gemeinsam mit der Bergischen Universität Wuppertal, der Stadt Wuppertal und dem Wuppertal Institut bewarb sich Utopiastadt im Rahmen der Förderinitiative »EnEff.Gebäude.2050« mit einem eigenen Wettbewerbskonzept auf den Ideenwettbewerb und gewann. Seit 2018 steht nun fest, dass der Solar Decathlon 2021 – pandemiebedingt jedoch auf 2022 verschoben – kein gewöhnlicher Architekturwettbewerb auf der grünen Wiese werden wird. Vielmehr spezialisiert sich diese Ausgabe auf Sanierung, Aufstockung und Baulückenschließung in urbanen Quartieren, die teils an ganz konkreten Stellen im Quartier exemplarisch erdacht werden. Eine Thematik, die sich bei stetig dichter werdenden Städten und Verknappung von Wohnraum als essenzielle Zukunftsthematik herausstellt. Der SDE 21/22 eröffnet damit die Möglichkeit innovative Konzepte der Bebauung und Sanierung im urbanen Raum zu erdenken und zu etablieren. Die Ideen für die einzelnen Projekte kommen von 18 Hochschulteams aus der ganzen Welt.
Viel Raum auf wenig Raum zu verfrachten ist natürlich keine leichte Aufgabe. Ergebnis der selbstbestimmten Räumungsaktion ist eine restrukturierte und umverteile Raumstation, die sich in partielle Abschnitte auf der gegenüberliegenden Trassenseite aufteilt. Der Essensstand und der Bierwagen mussten allerdings weichen und werden voraussichtlich erst im nächsten Jahr wieder aufgebaut. Nördlich der ehemaligen Gepäckabfertigung, die seit 2017 von ehrenamtlichen Helfer*innen saniert und zur offenen Werkstatt umgebaut wird, befindet sich nun die Kaffeemanufaktur »Talbohne«, der ehrenamtliche Fahrradverleih »UtopiastadtRad« und die Fienchengarage. Die restlichen Module in Form der Fahrradwerkstatt der Mirker Schrauba und die Farmbox, eine Aquaponik-Anlage des Arrenbergs, stehen nun in direkter Nachbarschaft zur Hebebühne an der Mirker Straße. Die Räumung der Flächen und damit einhergehende Umstrukturierung der Module der Raumstation eröffnen damit die Möglichkeit neue Standorte auf dem Campus zu erproben und zukünftig eventuell auch außerhalb der direkten Notwendigkeit zu bespielen.
Dass die Räumung der Flächen nur eine Zwischenlösung ist, begrüßen viele der Utopist*innen. Schließlich haben sie alle auf ihre ganz eigene Art und Weise daran mitgewirkt die Flächen mit Leben und Themen zu füllen. Doch der Charme Utopiastadts lebt glücklicherweise nicht alleine von dem Ort, an dem sie steht, sondern vielmehr in den Utopist*innen und ihrem Potenzial Stadtraum partizipativ und kreativ zu gestalten. Das nächste Jahr wird auf vielfältigen Ebenen eine Herausforderung für das Quartier. Wir hoffen darauf, dass diese Herausforderungen frühzeitig kommuniziert, thematisiert und mit den Anwohner*innen des Quartiers besprochen werden. Auf ein aufregendes und hoffentlich für alle Seiten ergiebiges Jahr. Bis bald Utopiastadt Campus Raumstation!