Ergebnisse des Beteiligungsworkshops zur Umgestaltung des Vorplatzes am Mirker Bahnhof | ein Nachbericht
Rund sieben Wochen ist es her, dass das Ressort Stadtentwicklung und Städtebau und die Stabsstelle Bürgerbeteiligung und Bürgerengagement der Stadt Wuppertal zum Beteiligungsworkshop bezüglich der Umgestaltung des Vorplatzes des ehemaligen Mirker Bahnhof einlud. An diesem Abend wurden im historischen Wartesaal 3. Klasse Ideen erarbeitet wie der Vorplatz in Zukunft genutzt werden und dementsprechend gestaltet werden soll. Dieter Bieler-Giesen, zuständig für das Quartier Mirke beim Ressort für Stadtentwicklung und Städtebau, nahm die Ergebnisse des Workshops mit in die Konzeption der Planung und kehrt am vergangenen Mittwoch, dem 27. August mit einer Powerpoint Präsentation voller Ergebnisse zurück. Was die zuständigen Planer*innen mit den Ergebnissen gemacht haben, wie der Vorplatz Utopiastadts in Zukunft aussehen soll und was an diesem Abend außerdem zu Gute gegeben wurde ist Kern dieses Artikels. Was im ersten Bürgerbeteiligungsworkshop für Ideen erarbeitet wurden kannst du hier im dazugehörigen Artikel nachlesen.
Am Abend, des 27. August fanden sich rund 60 Besucher*innen in den Räumlichkeiten des ehemaligen Wartesaal 3. Klasse, heute Wartesaal drei, ein. Bei außerordentlich warmen Temperaturen leitet Clara Utsch, Mitarbeiter*in der Stabstelle Bürgerbeteiligung und Bürgerengagement der Stadt Wuppertal, den Abend ein und stellte dessen Verlauf vor. Dieter Bieler-Giesen, Mitarbeiter*in des Ressort Stadtentwicklung und Städtebau der Stadt Wuppertal, präsentierte daraufhin die Ergebnisse des letzten Workshops und die daraus resultierende Planung des Entwurfs der eingereicht werden soll. Die einzelnen Punkte wurden nach der Präsentation ausgiebig im Plenum diskutiert.
Im ersten Bauabschnitt wird zu erst die Fläche rund um die historische Maueranlage saniert. Nachdem die Flächen aus dem Besitz der Firma „Aurelis“ in den der Stadt Wuppertal übergangenen sind, werden in der ersten Hälfte des Jahres 2021 sowohl die denkmalgeschützte Mauer, wie auch die Treppenanlage wieder zugänglich gemacht. Die bisherige Fläche oberhalb der Treppenanlage wird durch die Wiederherstellung der Pflasteranlage in drei Teile geteilt. Sowohl unter der Kastanie als auch auf der westlich davon gelegenen Fläche wird eine wassergebundene Oberfläche im Sinne einer Kiesdecke entstehen. Auf der östlichen hingegen entsteht eine versickernde Fläche, sprich eine Rasenfläche die zum Picknicken einladen wird. Der dahinterliegende Hang Richtung Mirker Straße wird auf Grund der kritischen Beschaffenheit der dort wachsenden Pflanzen gerodet. Bieler-Giesen betonte, dass die Bäume auf Grund ihres Wachstums bei stärkeren Sturmböen drohen auf die Straße zu fallen. Im Zuge der Rodung mehrerer Bäume werden außerdem 5 neue großkronige Bäume gepflanzt. Dieses Vorhaben stieß auf Seiten einiger Besucher*innen auf Protest. Warum sollen Bäume gerodet werden die ein funktionierendes Ökosystem darstellen, damit neue gepflanzt werden können, die sich im Laufe der nächsten Jahrzehnte erst etablieren müssen? Aus städteplanerischer Sicht werden die neu Bäume an Stellen gepflanzt durch die ein ästhetischeres und einladenderes Gesamtbild entsteht. Ob dafür wirklich Bäume entfallen müssen soll im Zuge der Einreichung des Entwurfs erneut geprüft werden. Im Rahmen der vom Mirker Quartiersfonds finanzierten Mitmachprojekte ist angedacht eine Holzbank um den Stamm der alten Kastanie zu errichten. Kleine Teile der Mauer können nach Aussage von Bieler-Giesen wohl nichtmehr saniert werden. Auf Nachfrage aus dem Publikum hängt dies wohl mit dem finanziellen Budget zusammen. Diese Teile werden im Rahmen der Sanierungsarbeiten rückgebaut. Unklar ist bis dato noch, was mit den östlichen Flächen geschieht, die auch in Zukunft vorerst in Händen der Aurelis verbleiben. Hier könnte eventuell Wohnfläche entstehen. Markus Riedel, Vorstandsvorsitzender des Utopiastadt e.V. berichtet außerdem von Plänen die hier das zukünftige Probenhaus des Sinfonieorchesters entstehen lassen könnten. Darüber tauschen sich momentan mehrere Initiativen, wie Utopiastadt, die Stadt Wuppertal, sowie das Sinfonieorchester aus.
„Ich bin ja Stadtplaner ich kann nur Räume und Quadratmeter anbieten.“ entgegnet Dieter Bieler-Giesen auf fachliche Rückfragen bezüglich der Bepflanzung von Flächen die an den Vorplatz angrenzen.
Im zweiten Bauabschnitt, der laut Planung 2023/2024 umgesetzt wird, ändert sich dann auch die Nutzung des Vorplatzes. Am westlichen Ende des Vorplatzes auf Höhe der Hebebühne bzw. der Stellplätze der Carsharing Parkplätze entsteht eine Mobilitätsstation. Auf Wunsch des Flächenbesitzers Utopiastadt wird hier neben der Erweiterung der Carsharing Parkplätze durch Elektroaufladungsstationen und offenen Fahrradabstellmöglichkeiten auch eine Fahrradgarage errichtet. Ähnlich der am Ölberg kann man diese in Zukunft mieten um das eigene Fahrrad sicher und trocken abzustellen. Wie diese Garage dann genau aussehen wird ist noch zu planen. Sicher ist, dass sie auf den bisherigen Abstellflächen der Hebebühne errichtet wird. Aus dem Publikum wird die Frage laut ob das Carsharing Konzept in Wuppertal tatsächlich genutzt wird. Genaue Zahlen konnte Bieler-Giesen dazu nicht vorhalten, aus dem Publikum wurde jedoch berichtet, dass seit geraumer Zeit immer mehr Stellplätze von dem Anbieter „Cambio“ gesucht werden. Bedarf scheint also vorhanden zu sein. Im Hinblick darauf, dass im Rahmen der Finanzierung durch die Städtebauförderung NRW keine Parkplätze gefördert werden, macht die Nutzung von Carsharingmodellen zukünftig ohnehin Sinn.
Da, wie bereits im ersten Workshop zum Besten gegeben, der Vorplatz des Mirker Bahnhofs zukünftig kein Parkplatz mehr sein wird, verbleibt die Planung des eigentlichen Vorplatzes. Der Raum, der durch die Abwesenheit der Autos entsteht, wird mit modernem Kopfsteinpflaster geebnet. Da der Platz von enorm vielen Fahrradfahrer*innen genutzt wird, wird in die Mitte des Platzes eine Fahrradspur integriert. Die Fahrradspur zeichnet sich durch eine lückenlose Oberfläche aus über die Fahrradfahrer*innen ohne Komfortverlust fahren können. Dadurch entsteht, wie die Besucher*innen des ersten Workshops wünschten, eine Art „Shared Space„. Damit Fahrradfahrer*innen und Fußgänger*innen den Raum queren können, ohne Gefahr zu laufen von Autofahrer*innen eingeschränkt zu werden, grenzen Pflanzenkübel an zwei Stellen die „Fahrbahnen“ voneinander ab. Der dadurch entstehende garantiert autofreie Raum kann dann durch die Außengastronomie des Café Hutmachers bespielt werden und schafft somit den gewünschten Raum der Erholung und Ruhe. Je nach Jahreszeit können diese Pflanzenkübel mit Hilfe von leichtem Gerät bewegt werden. Im Sommer kann dann die Fläche unter der Kastanie autofrei gestaltet werden, wodurch Schatten und zugleich mehr Sonneneinfall garantiert ist. Im Herbst hingegen kann die autofreie Außengastronomiefläche in Richtung des Bahnhofgebäudes verschoben werden und gerät somit nicht unter Kastanienfall. Eine Lösung bei der selbst Fahrradaktivist Christoph Grote begeistert ist. Einzigst der Wegfall des Bürgersteiges, der durch historisches Kopfsteinpflaster veredelt ist, schafft Aufruhr im Publikum. Bieler-Giesen versichert, dass er den Erhalt des Bürgersteiges erneut prüfen lassen wird, bevor der Umbau des Vorplatzes beginnt.
Viele der entstehenden Flächen werden zwar von der Stadt Wuppertal hergerichtet, können jedoch nicht langfristig von dieser gepflegt werden. Dieter Bieler-Giesen betont, dass der Erhalt und die Pflege der Flächen nur mit Hilfe der ehrenamtlichen Arbeit der vielen Utopist*innen und Anwohner*innen geleistet werden kann. Damit wird erneut klar, wie wichtig das bürgerliche Engagement im Quartier Mirke ist um einen Raum zu schaffen der als lebenswerte Bereicherung empfunden wird.
Nach zweieinhalb Stunden endet die Veranstaltung nachdem alle Rahmenpunkte der Umbauarbeiten ausdiskutiert wurden. Doch wie geht es weiter? Die Anträge für die Finanzierung der Vorplatzgestaltung werden samt der vorgestellten Planung Ende September nach Düsseldorf geschickt. Dort wird über die Finanzierung und Förderung entschieden. Auf die Frage ob die diskutierten Einwände noch nachwirkend reflektiert werden entgegnet Dieter Bieler-Giesen, dass er diese weiterleiten würde, sie allerdings in anderen Stadtressorts entschieden werden.
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