BildungsBar | Begleitung auf dem Weg ins Berufsleben
Der gegenwärtige Ausbildungsmarkt gleicht einer Wüste. Laut der Bundesagentur für Arbeit konnten im Berichtsjahr 2021/2022 über 68.000 Ausbildungsstellen in der gesamten Bundesrepublik nicht besetzt werden (vgl. Arbeitsagentur). Resultat dessen sind mangelnde Fachkräfte, erschwerte Auftragslagen und schlussendlich auch Einbußen für die Verbraucher*innen. Außerdem werden sich einige von uns an den obligatorischen Besuch beim Berufsinformationszentrum der Bundesagentur für Arbeit während der Schullaufbahn und die teilweise abstrus wirkenden Berufsempfehlungen erinnern. Irgendwo scheint der Wurm drin zu sein. Patrick und Mike hingegen bringen frischen Wind in die Thematik rund um Ausbildung. Als Gründer der BildungsBar engagieren sie sich für die Aufwertung von Ausbildungsberufen und unterstützen junge Menschen zeitgemäß bei der Suche nach passenden Ausbildungsstellen. Wir haben uns mit ihnen in ihrem Ladenlokal auf der Hochstraße 65 getroffen, um mehr über das Konzept zu erfahren.
Die „NEST BildungsBar“ wurde von Mike Stoeck und Patrick Nekola gegründet. Patrick (29) ist Teil der Geschäftsführung eines mittelständischen Unternehmens und gelernter Elektriker. Mike (31) absolvierte eine Ausbildung zum Mechatroniker und ist inzwischen im Betriebsrat eines Unternehmens für die Betreuung der Jugend zuständig. Die beiden gebürtigen Wuppertaler lernten sich im Rahmen ihrer Weiterbildung zum Elektrotechniker in der Abendschule am Berufskolleg am Haspel kennen.
Unter den heutigen Bedingungen stehen viele junge Erwachsene nach der Beendigung ihrer Schullaufbahn vor der Qual der Wahl. Feste schulische Strukturen brechen weg und auf einmal beginnt der „Ernst des Lebens“. Was fängt man nur mit dem Rest seines Lebens an? Die schiere Menge der Wahlmöglichkeiten lässt viele junge Menschen jedes Jahr aufs Neue erstarren und die Antwort auf diese Frage hängt zumeist mit den sozioökonomischen Verhältnissen ab, in denen junge Erwachsene sich befinden. Einige von ihnen wagen die ersten großen Reisen und beginnen anschließend ein Studium, während andere sich sofort in die Ausbildung stürzen, um endlich eigenes Geld nach Hause bringen zu können. Während immer mehr junge Menschen ein Studium aufnehmen, hat der Weg der Ausbildung in den letzten Jahren besonders an Attraktivität einbüßen müssen. Veraltete innerbetriebliche Hierarchien, niedrige Entlohnung und fehlendes Prestige sind nur einige der Gründe dafür. Aber auch die Suche nach passenden Ausbildungsberufen ist oftmals schwierig und für viele junge Menschen mit Orientierungslosigkeit verbunden.
Mike und Patrick kennen das Gefühl der Orientierungslosigkeit aus erster Hand. Sie beide absolvierten technische Ausbildungen und stellten erst in ihrem späteren Werdegang fest, dass ihnen die Arbeit mit Menschen wesentlich mehr Freude bereitet. Diesen extra Weg wollen sie anderen jungen Menschen ersparen und entwickelten mit dieser Idee im Kopf das Konzept der BildungsBar: in gemütlicher Atmosphäre sollte hier Raum für die individuelle Planung der beruflichen Zukunft und ein Ort des ungezwungenen Beisammenseins entstehen. Von der Idee bis hin zur Umsetzung vergingen dann nur noch wenige Monate. Sie fanden ein leerstehendes Ladenlokal auf der Hochstraße, renovierten es unter Pandemiebedingungen nach Möglichkeit mit Freund*innen und öffneten schlussendlich im September 2021 die Türen. An zwei Abenden pro Woche informieren Mike und Patrick hier über 180 Ausbildungsberufe, führen wissenschaftlich fundierte Kompetenzanalyse durch, unterstützen bei der Erstellung von Bewerbungsunterlagen, bieten Bewerbungstrainings an und bereiten die Gäst*innen auf Vorstellungsgespräche vor.
Die BildungsBar wirkt somit als Schnittstelle zwischen jungen Menschen, die sich für einen Ausbildungsberuf interessieren und Unternehmen, die Auszubildende suchen. Mike und Patrick legen allerdings viel Wert darauf, dass sie kein Geld mit der Vermittlung verdienen. Stattdessen zahlen einzelne Partnerunternehmen Mitgliedsbeiträge an die BildungsBar und finanzieren das Projekt. Im Gegenzug tauchen die Unternehmen als gelistete Partner*innen auf und können ihre Ausbildungsstellen in der BildungsBar platzieren. Ihnen wird aber nicht garantiert, dass sie durch das Angebot auch eine*n Auszubildende*n vermittelt bekommen. Schließlich setzen sich Mike und Patrick in erster Linie für die Interessen von jungen Menschen ein, die eine Ausbildung absolvieren wollen, und nicht für die Belange von Unternehmen. Auf die Gäst*innen kommen daher keinerlei Kosten zu.
Seit der Eröffnung im September 2021 haben die beiden ein Netzwerk aus über 30 Partnerunternehmen aus dem bergischen Städtedreieck spinnen können, die abhängig von der Anzahl der dort aktiven Auszubildenden jährlich einen Mitgliedsbeitrag zwischen 960€ und 2400€ zahlen. Die Staffelung haben Mike und Patrick eingeführt, um Unternehmen unabhängig ihrer Größe anzusprechen – vom familiären Handwerksbetrieb um die Ecke, bis hin zum ortsansässigen europäischen Marktführer. Zu dem Netzwerk gehören außerdem 30 soziale Einrichtungen aus dem Stadtgebiet, die junge Menschen mit Ausbildungsinteresse an die BildungsBar vermitteln. Zukünftig sind neben dem Beratungsangebot auch Workshops an Schulen geplant, im Rahmen derer Schüler*innen an Ausbildungsberufe herangeführt und Bewerbungstrainings durchgeführt werden.
Wie viele Auszubildende sie nun schon ins Berufsleben begleitet haben, wissen die beiden nicht genau. Denn letztendlich bekommen sie oftmals gar nicht mit, dass ihre Gäst*innen eine Ausbildung gefunden haben. Einzelne kehren zum Dank zwar noch einmal zurück, aber generelle Erfolgsquoten und sonstige Zahlen erheben Mike und Patrick bewusst nicht, um keine falschen Erwartungen seitens der Unternehmen zu wecken. Aber der Erfolg gibt ihnen trotz alledem recht. Inzwischen läuft das Projekt so gut, dass sie nur noch mit Terminen arbeiten können und Mike zukünftig hauptberuflich in der BildungsBar arbeiten wird. Langfristig möchte Patrick es ihm gleich tun.
Die BildungsBar füllt wichtige Lücken in einem System, das eine essenzielle Rolle innerhalb unserer Gesellschaft einnimmt. Mit ihrem Engagement eröffnen Patrick und Mike jungen Wuppertaler*innen eine berufliche Perspektive und tragen somit ihren Teil dazu bei, unsere Zukunft zu verändern. Falls du auf der Suche nach einer Ausbildung bist und Unterstützung brauchst, schau doch mal auf der Homepage der BildungsBar vorbei [LINK HOMEPAGE BILDUNGSBAR] oder höre in den neuen Podcast „AzubiCast“ von Patrick und Mike rein [LINK AZUBICAST SPOTIFY]. Die beiden sind außerdem stetig auf der Suche nach sozialen Einrichtungen und Partnerunternehmen, die Teil ihres Netzwerkes werden wollen.
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