Sisyphu’s Favourite Mountains | eine Ausstellung in der Hebebühne

Der Output der Hebebühne [HOMEPAGE HEBEBÜHNE] bricht nicht ab, und wir könnten nicht dankbarer dafür sein. Jahr für Jahr bringt sie frischen kulturellen Wind in die Talstadt. Nachdem die zwölfte Ausgabe von Supagolf vor nicht mal einem Monat ins Quartier zog, geht es nun weiter mit der Ausstellung „Sisyphu’s Favourite Mountains“ der Künstlerin Mona Pourebrahim. Wir haben uns mit ihr vor der Vernissage zusammengesetzt, um mehr über ihre Arbeit und die Ausstellung zu erfahren. Aber lest selbst:

Mona Pourebrahim steht vor der Hebebühne. Im Vordergrund sind Blumen zu sehen. Im Hintergrund ist durch ein Fenster eines von ihren Bildern zu sehen
Mona Pourebrahim vor der Hebebühne | Foto von Wolf Sondermann

Mona Pourebrahim ist Malerin. Sie wurde 1985 in Teheran, Iran geboren und studierte dort, in Münster und Dresden freie/bildende Kunst. Ihr Studium schloss sie Anfang 2022 als Meisterschülerin von Ralf Kerbach ab. Inzwischen lebt und arbeitet sie in Berlin.

Landschaft ist allgegenwärtig und trotzdem wird sie uns oftmals nur in den Momenten bewusst, in denen sie in ihren Extremen sichtbar ist. In diesem Sinne ist die Landschaft vielleicht eine Reflexion der menschlichen Verfassung. Sie spiegelt nicht nur unseren Eingriff in sie, sondern auch Emotionen und Gefühle wider. Landschaft kann herzerwärmend, erstaunlich, zufriedenstellend, aber auch melancholisch, aufwühlend und traurig sein. Sie ist Ausdruck von Atmosphäre und damit seit Jahrhunderten Gegenstand der bildenden Kunst – auch in Monas Arbeiten. Doch ihre Herangehensweise ist eher die einer Umdeutung. In abstrakter Manier schafft sie eindrucksvolle und doch simple, atmosphärische Landschaften. Mittel ihres Schaffens ist die Farbe, mit Hilfe derer sie Affekte von Isolation, Leere, Ruhe und Melancholie hervorbringt. Ihre Werke sind somit keine Abbildungen bestehender Landschaften, sondern vielmehr materialisierte Empfindungen in Gestalt abstrakter Landschaften. Einige davon bilden felsige Landschaften ab – sie sind Sisyphus‘ Favourite Mountains.

Sisyphos ist laut des griechischen Mythos der ewigen Wiederholung seiner Anstrengung verdammt. Er hintergeht Thanatos, den griechischen Gott der Unterwelt, und zur Strafe wurde ihm eine nie endende Aufgabe auferlegt. Bis in alle Ewigkeit wird Sisyphos einen Felsbrocken, einen steilen Hang hinaufrollen müssen und trotz aller Anstrengung wird er ihm kurz vor dem Gipfel immer wieder entgleiten. Die Aufgabe beginnt somit von Neuem. Auf diesem Mythos gründet die sogenannte Sisyphosarbeit – eine Aufgabe, die niemals an ihr Ende kommt, niemals an ihr Ende kommen kann. Der algerisch-französische Philosoph Albert Camus nimmt diese Saga als Ausgangspunkt seiner Philosophie des Absurden. Laut dieser ist das Leben grundsätzlich absurd, denn es ist ohne Sinn. Es gibt keinen höheren Sinn im menschlichen Leben. Das, was es lebenswert macht, ist vielmehr der Mensch selbst, der seinem Leben durch seine Handlungen einen eigenen Sinn verleiht. In Camus 1942 erschienenem Werk „Der Mythos des Sisyphos“ schreibt er daher: „Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen“.

Auch Mona Pourebrahim müssen wir uns als einen glücklichen Menschen vorstellen. Sie kämpft zwar nicht mit einem Felsen, den sie wortwörtlich einen Hang hinaufrollen muss, doch auch in ihren Arbeiten spielen Wiederholung und Felsen eine Rolle. Als sie im ersten Pandemiejahr 2020 ihre neue Reihe „The Finishing“ begann, war ihr wohl nicht klar, dass sie nach über 40 Gemälden noch nicht beendet sein sollte. Bild für Bild wiederholt Mona den Felsen als zentrales Element – und dennoch gleicht keines ihrer Werke dem anderen. Die Wiederholung ist kein Ausdruck von notwendiger Perfektion oder purer Banalität. Es geht nicht um die Wiederholung an sich, sondern um die Handlung als Selbstzweck. Landschaften malen, um Landschaften zu malen. Und so wird auch jedes Bild zu einem eigenen Werk, mit seinen eigenen Tücken und Hürden. Kein Wunder, dass ihre Bilder es bereits seit geraumer Zeit über die Grenzen Deutschlands hinaus schafften. In den letzten Jahren hat sie bereits in Russland, Frankreich, Österreich, Belgien und ganz Deutschland ausgestellt.

Umso schöner, dass ihre Kunst es trotz der Pandemie nun nach Wuppertal schaffte. Wie es dazu kam? Mona studierte gemeinsam mit Eilike Schlenkhoff, die unter anderem auch in der Hebebühne aktiv ist [HOMEPAGE EILIKE SCHLENKHOFF], in Münster. Die Ausstellung wurde ursprünglich für 2020 geplant, aufgrund der Pandemie musste sie jedoch verschoben werden. In diesem Jahr war es dann endlich so weit. In der Hebebühne bekam Mona die Möglichkeit, ihre Ausstellung selbst zu konzipieren und nicht nur dessen Gegenstände zu fertigen. Hier kann sie mit ihren Bildern spielen und sie nach ihrem eigenen Empfinden zusammenstellen. Das ermöglicht ihr unter anderem auch Arbeiten zu zeigen, die auf einem anderen Ansatz basieren. Neben ihren Gemälden sind auch fotografische Arbeiten und Installationen zu sehen.

Für Mona ist der Sinn ihres Lebens wohl das Malen. Malen als die Verkehrung von inneren, individuellen Empfindungen in äußere Gemälde – dinggewordene Gefühle. Eingebunden ist das ganze letztendlich in eine ewige Wiederholung, die wir alle tagtäglich bestreiten. Wenn auch ihr Teil von Monas ewiger Wiederholung werden wollt, dann habt ihr noch bis zum 25. September die Möglichkeit dazu. Die Hebebühne öffnet nach Absprache und an jedem Samstag und Sonntag von 16-18 Uhr ihre Türen. Mehr von Mona findet ihr entweder auf ihrer Homepage [HOMEPAGE MONA POUREBRAHIM] oder auf ihrem Instagram-Account [INSTAGRAM MONA POUREBRAHIM].

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.