Expedition:Norden | Ein Weg bringt das Mirker Quartier zusammen

Städtebau und Infrastrukturprojekte gestalten nicht nur den physischen Raum, sondern prägen auch das alltägliche Leben der Menschen, die in Städten wohnen. Gerade in Vierteln, die von großen Verkehrsachsen durchschnitten werden, wird der Wunsch nach besseren Anbindungen und lebenswerteren Umgebungen immer lauter – so auch im Mirker Quartier. Denn die A46 bedeutet für die einen zwar freie Fahrt, für andere hingegen erzeugt sie erhebliche Umwege. Im Rahmen der Expedition:Norden hat Utopiastadt mit ehrenamtlicher Arbeitskraft und finanzieller Unterstützung durch den Mirker Quartiersfonds neue Wege geschaffen. Wir haben uns mit Lorenz getroffen, der an der Planung und Realisierung der Expedition beteiligt war, um mehr über die Problematik und die Umsetzung zu erfahren.

Lorenz absolviert hauptberuflich eine Ausbildung zum Produktionstechnologen und engagiert sich darüber hinaus aktiv im Technischen Hilfswerk. Seit Anfang 2023 ist er ehrenamtlich in Utopiastadt tätig, wo er sich vor allem um die Sanierung des historischen Bahnhofsgebäudes und die Entwicklung des Utopiastadt Campus kümmert. In diesem Zusammenhang war er auch maßgeblich an der Realisierung der Expedition:Norden beteiligt.

Von dem Fakt der A46 geplagt, ist das Quartier bereits seit Ende der 60er Jahre in einen nördlichen und einen südlichen Abschnitt geteilt. Was den Autofahrer*innen eine möglichst freie Fahrbahn garantiert, bedeutet für die Anwohner*innen, Fußgänger*innen und Fahrradfahrer*innen hingegen Lärm, Abgase und vor allem Umwege: Denn die Autobahn kann im Quartier lediglich an zwei Stellen unterquert und an zwei weiteren überquert werden. Bislang war der Zugang vom nördlichen Teil des Quartiers daher mit einer Strecke verbunden, der entweder die Nutzung verkehrsintensiver Straßen oder erheblicher Umwege mit steiler Steigung notwendig machte. Faktoren, die insbesondere Fußgänger*innen oder Fahrradfahrer*innen eher davon abhielten, den Weg überhaupt anzutreten. Mit der neuen Wegverbindung hat sich dies nun geändert. Sie ermöglicht es, bereits vor dem Trassenviadukt auf der Uellendahlerstraße gen Trasse abzubiegen und über eine wenig genutzte Zufahrt mithilfe einer direkten Verbindung zum Utopiastadt Campus zu gelangen. Obwohl diese Verbindung vorher bereits von ortskundigen Anwohner*innen als „Schleichweg“ genutzt wurde, machte der grob geschotterte Untergrund die Nutzung für Menschen mit Fahrrädern, Geh-/Rollhilfen oder Kinderwägen eher schwierig bis unmöglich. Da auch die Utopist*innen die A46 nicht einfach verschwinden lassen können, obwohl bereits seit geraumer Zeit die Vorstellung einer Grünbrücke über der A46 umherirrt – mussten alternative Lösungen gefunden werden: Die Expedition:Norden.

Expedition:Norden zielt darauf ab, die infrastrukturelle Anbindung des nördlichen Teils des Mirker Quartiers an den Utopiastadt Campus und die Nordbahntrasse zu verbessern, indem eine neue Wegverbindung eingerichtet wird. Die Realisierung der Verbindung fand im Juli 2024 an zwei aufeinanderfolgenden Samstagen statt, anlässlich derer die Utopist*innen via Social-Media und E-Mail-Verteiler zur Mithilfe aufriefen. Rund 15 Interessierte und Engagierte Wuppertaler*innen kamen diesem Aufruf nach – darunter auch neue Gesichter, die seitdem in Utopiastadt aktiv sind. Mithilfe von Fördergeldern, die durch den Mirker Quartiersfonds akquiriert werden konnten, wurde ein Radlader und eine Rüttelplatte gemietet, sowie zwei Sattelschlepper voll mit Sand gekauft. Durch den Einsatz dieser Baugeräte konnte nicht nur der Weg geebnet und verdichtet, sondern auch spontan drei grüne Inseln entlang des Pfades geschaffen werden.

Die Expedition:Norden steht in einem größeren Entwicklungskontext in Bezug auf die Flächen des Utopiastadt Campus. Seit dem Solar Decathlon 2022, der umfangreiche Umbau-, Umzugs- und Planungsmaßnahmen erforderte, warten viele der Flächen darauf, wieder aktiv genutzt zu werden. Lorenz berichtet, dass Utopist*innen aktuell unter Hochdruck daran arbeiten die bürokratischen Wandelwege zu bestreiten, um möglichst bald mehr Leben auf dem Campus einziehen zu lassen, sodass Projekte und Gruppen, wie etwa die „Mirker Schrauba“, wieder ein Zuhause in unmittelbarer Nähe zur Trasse beziehen können. Alle kleineren Schritte, die darüber hinaus schon umgesetzt oder vorbereitet werden können, gehen die Utopist*innen bereits im Rahmen der wöchentlichen Workouts samstags ab 11 Uhr an.

Obwohl der neue Weg bereits rege genutzt wird, befindet er sich, wie so vieles in Utopiastadt, in einem andauernden Prozess der Fertigstellung, in einem lebendigen und dynamischen Projekt, das sich stets weiterentwickelt. Lorenz verrät bereits im Gespräch, welche Veränderungen noch anstehen – unter anderem eine offizielle Beschilderung. Doch davon könnt ihr euch schon bald selbst ein Bild machen.

Fotos von Judith Kolodziej (@siebterfebruar)
Text von Max-Mosche Kohlstadt (@dermosche)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.