Die etwas anderen Spaziergänge | Ein Mitmachprojekt
Das Quartier ist ein besonderer Ort, der seinen eigenen Charme versprüht. Ganz besonders in der hiesigen Zeit, wenn die Bäume sprießen, die Sonne sich des Öfteren blicken lässt und die Tage langsam länger werden, nutzen viele Quartiersbewohner*innen die engen Altbaustraßen und steilen Wege für urbane Spaziergänge – Margot ist da keine Ausnahme. Aber inzwischen geht sie mit einem anderen Blick durch die Straßen. Wir haben uns mit Margot auf einen Kaffee getroffen, um mehr über ihre besonderen Spaziergänge zu erfahren.
Margot Nitz-Roelofsen wohnt in der Klimaschutzsiedlung Malerstraße und ist hauptberuflich Paartherapeutin und Supervisorin. Sie ist die Vorsitzende des „KomMal – Kommunikationstreff Malerstraße e.V.“ und engagiert sich in ihrer Freizeit in zahlreichen weiteren ehrenamtlichen Projekten und Vereinen.
Mitte 2022 initiierte Margot mithilfe des Quartiersfonds ein Projekt, im Rahmen dessen sie mit Freiwilligen und Nachbar*innen durch das Quartier spaziert und zeitgleich Müll sammelt. Was anfänglich viele Menschen aus ihrem privaten Kreis belustigte, wurde nach einer ersten Überwindung zu einem eingespielten Tun. Margot berichtet, dass sich das Müllsammeln von ganz alleine verselbstständigt, wenn die Menschen erstmal eine Greifzange in der Hand haben und auf die vielen Kronkorken und Zigarettenstummel losgelassen werden. Auf einmal erwächst die Aufmerksamkeit für die kleinen Dinge, die auf unseren Straßen vor sich gehen. Margot hilft das von Zeit zu Zeit , um von ihrer ansonsten eher geistigen Arbeit abzuschalten.
Mithilfe der finanziellen Mittel des Mirker Quartiersfonds finanzierte Margot einen handlichen Müllwagen und Greifer in verschiedenen Größen, die das Müllsammeln erleichtern. Die Müllbeutel und Handschuhe hat sie auf Anfrage von der Wuppertaler Straßenreinigung zur Verfügung gestellt bekommen und auch für die Entsorgung des gesammelten Mülls muss sie keine Zusatzkosten bezahlen. Die unterschiedlich großen Greifer ermöglichen es auch Kindern an den Müllsammelaktionen teilnehmen zu können. Denn die bisherigen Aktionen wurden sowohl von Groß und Klein, als auch von Alt und Jung wahrgenommen. Margot wird inzwischen von zahlreichen helfenden Händen begleitet. Darunter sind neben vielen Freund*innen auch vorher nicht bekannte Helfer*innen.
Anfangs erweckte das Müllsammeln bei den freiwilligen Müllsammler*innen ein komisches Gefühl – als seien sie zu pingelig. Dieses Gefühl zeigt, welch zerrüttetes Verhältnis wir als Gesellschaft zu den Gegenständen haben, die wir als wertlos markieren und wegschmeißen. Wir denken nur vom Müll bis in die Mülltonne und was danach damit geschieht, steht nicht zur Debatte. Ebenso wenig wie der Müll, der auf der Straße landet – nach uns die Sintflut. Dass insbesondere Plastikmüll aber weitaus länger existiert, als menschliche Körper, und somit für Jahrzehnte Auswirkungen auf das ökologische Umfeld nimmt, in dem wir existieren, wird oft vergessen. Müllsammeln bleibt in diesem Szenario eine unsichtbare Tätigkeit, die nur dann mit irritierten Blicken entlohnt wird, wenn sie von Menschen durchgeführt wird, die nicht dafür bezahlt werden. Aber es lohnt sich. Manchmal bringen Margot und die anderen Freiwilligen im Rahmen eines Spaziergangs bis zu 13 kg Müll in die Tonne. 13 kg, die trotz der guten und wichtigen Arbeit der Mitarbeiter*innen des Wichernhaus und der Straßenreinigung nicht dort gelandet wären, weil sie zuvor entweder auf privaten Grundstücken lagen, oder in zu kleine Einzelteile zerpflückt war. Das Motto lautet: Ab in den Beutel!
Die Resonanz, die Margot auf ihren Touren durchs Quartier erfährt, ist bis dato ausschließlich positiv. Von den irritierten Blicken, die sie von Zeit zu Zeit zugeworfen bekommt, lässt Margot sich nicht verunsichern. Schließlich kümmert sie sich um die Orte und Umwelt, die von vielen einfach übergangen wird. Wir sind dankbar dafür, dass Margot und viele weitere freiwillige Helfer*innen ihre freie Zeit für unser Quartier aufwenden! Weitere Touren sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht geplant, falls ihr aber Teil des nächsten Spaziergangs werden wollt, meldet euch gerne bei Margot via Mail [margot.nitz-roelofsen@web.de]. Zudem besteht die Möglichkeit, sich den Müllwagen für weitere Spaziergänge auszuleihen. Meldet euch bei Bedarf gerne bei Margot.