Neue Urbane Produktion | Visionen für die Stadt der Zukunft
Entgegen der Behauptung einer lokalen Stadtzeitung, dass die Utopien der selbstgekürten Utopiastadt garnicht mal so utopisch seien, behaust das stadtweite Vorzeigeprojekt immer mehr utopische Teilprojekte. Ein Weiteres ist seit Mitte des Jahres 2020 in Utopiastadt ansäßig: »Neue Urbane Produktion«. Gemeinsam mit Projektteams aus dem Wuppertal Institut (WI) und dem Zentrum für Transformationsforschung und Nachhaltigkeit (TransZent) öffnet das in Utopiastadt ansässige Team „Spielräume und entwickelt Perspektiven für nachhaltige und gemeinwohlorientierte urbane Produktion in der Stadt der Zukunft“. Wir haben anlässlich der ersten digitalen Auftaktveranstaltung mit Teilen des Projektteams aus Utopiastadt gesprochen und mehr über die Visionen und Mehrwerte des Projekts zu erfahren.
Quartier:Mirke: Wer seid ihr? Stellt euch gerne kurz vor.
Neue Urbane Produktion: Wir sind das in Utopiastadt ansässige Team bestehend aus Aktiven aus unterschiedlichen Disziplinen und mit verschiedenen Fähigkeiten die durch unsere Neigung zu partizipativer Arbeit geeint sind.
Quartier:Mirke: Fallen wir direkt mit der Tür ins Haus. Was ist denn überhaupt diese „Urbane Produktion“? Und welchen Mehrwert bringt sie mit sich?
Neue Urbane Produktion: Das ist etwas komplexer. Unser Projekt eins von sieben Teilprojekten die unter dem Titel »Urbane Produktion« zusammengefasst werden. Alle dieser sieben Teilprojekte setzen in der Region verschiedene thematische Schwerpunkte. Dahinter steckt die Bergische Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft, die in den kommenden zwei Jahren auf diese Weise ein regionales Innovationsnetzwerk rund um urbane Produktion aufbauen möchte. Das gesamte Vorhaben wird vom NRW-Wirtschaftsministerium und vom europäischen Fond für regionale Entwicklung gefördert.
Im Rahmen unseres Teilprojekts – »Neue urbane Produktion« – fördern und vernetzen wir Ideenträger*innen, Gründer*innen, Unternehmen und moderne Manufakturen im bergischen Städtedreieck. Gemeinsam schaffen wir Spielräume und entwickeln Perspektiven für nachhaltige und gemeinwohlorientierte urbane Produktion in der Stadt der Zukunft. Die Produktion in der eigenen Stadt hat klare Vorteile: globalisierte Lieferketten sind häufig sozial und ökologisch nicht nachhaltig und somit auch anfälliger für Krisen. Neue Herausforderungen benötigen daher neue Ideen und Visionen. Ein Netzwerk für Neue urbane Produktion bindet alle mit ein die stadtnah produzieren, und dabei soziale und ökologische Leitlinien in ihren Initiativen und Unternehmen leben oder zukünftig anstreben.
Quartier:Mirke: Im Rahmen eures Onlineauftritts sprecht ihr davon, dass es eure Aufgabe ist, Produktionsstätten im Bergischen Dreieck miteinander zu vernetzten“. Wie genau stellt ihr das an und welchen Mehrwert versprecht ihr euch von der Vernetzung?
Neue Urbane Produktion: Ganz konkret wird auf unserer Webseite in Zukunft ein Geo-Portal entstehen, bei dem die Stätten neuer urbaner Produktion kartiert werden. Das sichtbar machen soll Synergien der Stätten erzeugen und Bedarfe und Ressourcen zusammenführen, um regionale Strukturen zu stärken und somit gemeinwohlorientierte Denkweisen in den Köpfen der Menschen zu verankern.
Quartier:Mirke: Ziel des gesamten Projekts scheint eine Transformation der Art und Weise wie wir arbeiten und damit verbunden unserer Art und Weise zu leben. Wie genau könnte denn „Stadt, Arbeit und Leben von morgen“ aussehen?
Neue Urbane Produktion: Wir wollen jetzt nicht zu träumerisch klingen aber fänden es toll, wenn die Abfälle des*der Einen, zu den Rohstoffen des*der Anderen werden, ohne dabei mit einem Frachtschiff um den halben Globus geschifft zu werden – ganz lokal und kleinteilig. Der Gedanke „das lohnt nicht mehr zu reparieren“ soll verpönt sein. Jede*r soll einen Ort Finden an dem er*sie seine neue Idee für das Quartier besprechen, ausprobieren, oder in die Tat umsetzten kann. Ganz gleich, ob es dabei darum geht etwas herzustellen, also zu produzieren, eine Dienstleistung anzubieten oder einfach die Kommunikation vor Ort zu stärken.
Quartier:Mirke: Ein Teil eures Teams ist seit Mitte des Jahres in Utopiastadt ansässig. Warum genau hier? Und habt ihr auch Ambitionen mit eurem Projekt und dessen Visionen ins Quartier zu strahlen?
Neue Urbane Produktion: Wir sind bereits seit Juli bei Utopiastadt aktiv. Teile unseres Projektes befassen sich mit dem gesamten bergischen Städtedreieck, wie etwa das Mapping. Lokal vor Ort wollen wir aber in den kommenden zwei Jahren vor allen die offene Werkstatt beleben und zahlreiche Angebote in Workshops Umsetzen.
Quartier:Mirke: Nun befinden wir uns momentan in einer globalen Pandemie. Inwiefern hat Covid-19 eure Pläne durchkreuzt?
Neue Urbane Produktion: Unser Projekt lebt sehr stark von dem Miteinander. Das ist schon etwas schwierig, wenn man sich nicht begegnen kann, aber wir sind ja nicht allein mit diesem Problem. Wir bemühen uns unsere Angebote dennoch so zugänglich und nahbar wie Möglich zu erarbeiten und aus der Situation positive Aspekte herauszuziehen. Wir sind da noch stark in der Planung aber womöglich werden wir Anteile unseres Workshopangebotes digitalisieren müssen, um erreichbar zu werden und das macht das ganze ja wiederum zeitlich unabhängig abrufbar und somit teil- und wiederholbar.
Quartier:Mirke: Inwiefern können Privatpersonen oder Unternehmer*innen euch bei eurer Arbeit unterstützen?
Neue Urbane Produktion: Das Beste wäre: dass alle die sich auch nur bedingt angesprochen fühlen, sich bei uns melden damit wir einander unterstützen können. Wir wollen ein Netzwerk aufbauen: The more, the merrier!
Quartier:Mirke: Wollt ihr dem Quartier sonst noch etwas mit auf den Weg geben?
Neue Urbane Produktion: Wir waren bei der letzten digitalen Versammlung des Forum:Mirke dabei, und waren begeistert von dem dort versammelten Engagement und den momentan erarbeiteten Thematiken. Ich bin froh, dass wir uns hier engagieren dürfen, freue mich schon darauf euch draußen zu begegnen und mit euch an euren Projekten zu werkeln sobald die Pandemie durchgestanden ist!
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