Bachelorarbeit: Facetten der Gentrifizierung – Öffentliche Wahrnehmung und mediale Verhandlung von Aufwertungsprozessen am Wuppertaler Ölberg (Julia Bremicker)

Foto von Wolf Sondermann

Jahr: 2020

Räumlicher Fokus: Hombücheler Viertel (Ölberg), in Wuppertal

Methoden: Diskursanalyse

Produkt der Arbeit: Empirische Erhebung

Zusammenfassung:  Gentrifizierung beschreibt einen Prozess, bei dem durch Aufwertung von Stadtvierteln die lokalen, alteingesessenen Bewohner*innen zugunsten einer neuen und wohlhabenderen Anwohner*innenschaft verdrängt werden. Auch in Wuppertal gibt es inzwischen Hinweise auf einsetzende Gentrifizierungsprozesse, welche ein vielschichtiges Konfliktfeld für die gegenwärtige Stadtentwicklung und -planung darstellen. Es handelt sich um ein mehrdimensionales Phänomen, zu dem neben der Verdrängung auch immobilienwirtschaftliche und gewerbliche Veränderungen sowie symbolische Aspekte gehören. Entlang der Frage: „Wie wird das Image eines Quartiers, das sich im Prozess der Gentrifizierung befindet, verhandelt?“ (Bremicker, 2020, S.2), ist das Ziel der Bachelorthesis „[…] die Verhandlung der symbolischen Dimension von Gentrifizierung in den Blick zu nehmen und zu untersuchen wie das Quartier und die dort zu beobachtenden Prozesse von ortsansässigen Akteur*innen und vom Rest der Stadt wahrgenommen werden.“ (ebd., S.1). Zu diesem Zweck wurde ein umfangreicher Korpus, bestehend aus Zeitungsartikeln, erschienen in der Westdeutschen Zeitung (44 Artikel) und der Wuppertaler Rundschau (36 Artikel), ergänzt durch vier ausgewählte Veröffentlichungen auf verschiedenen Webseiten, diskursanalytisch untersucht. Zusätzlich zu den genannten Artikeln, alle erschienen zwischen Februar 2013 und Oktober 2020, wurden außerdem die im Ratsinformationssystem der Stadt Wuppertal hinterlegten Protokolle der Sitzungen der Bezirksvertretung Elberfeld für den Zeitraum von 2014 bis 2020 gesichtet sowie drei singuläre Schlüsselereignisse diskutiert und eigenes Bildmaterial ausgewertet. Das im Korpus entworfene Image des Ölbergs rahmt das Quartier selektiv als multikulturelles Künstler*innen- und Alternativenviertel. Gleichermaßen werden aber auch Probleme des Quartiers, die aufgrund der divergierenden Interessen der unterschiedlichen Anwohner*innen entstehen, thematisiert. Der im Viertel zu beobachtende Wandel wird im Korpus je nach Akteur*innen verschieden dargestellt, diskursiv jedoch von allen Parteien nur vorsichtig mit dem Begriff Gentrifizierung in Verbindung gebracht und auch der Begriff der Aufwertung wird teilweise abgelehnt. Die Arbeit zeigt, dass die explizite Benennung des Wandels nur einen kleinen Anteil in der diskursiven Darstellung des Images eines Quartiers, das sich im Prozess der Gentrifizierung befindet, ausmacht. Stattdessen sind vielschichtige Themenkomplexe bei der Untersuchung der medialen Verhandlung von Aufwertungsprozessen von Relevanz, wobei singuläre Schlüsselereignisse den Rahmen des Diskurses für die Thematisierung von Gentrifizierungsprozessen öffnen, die ansonsten eher hintergründiger Aspekt der Imageverhandlung von Vierteln im Wandel ist. Printmedien und online veröffentlichte Artikel eröffnen einen indirekten Zugang zum Leben im Viertel und formen damit auch das Image des Quartiers im Stadtgebiet.

Wichtigste Erkenntnisse aus dem Projekt: Die Diskursanalyse als methodisches Mittel kann als wichtiges Instrument für die frühzeitige Erkennung einsetzenden Wandels / einsetzender Gentrifizierungsprozesse verstanden werden. Bei der Anwendung der Methode ist es jedoch essenziell, den medialen Untersuchungskorpus so weit wie möglich zu streuen. Des Weiteren eröffnet die Arbeit die Erkenntnis, dass die Legitimität bzw. Illegitimität von Raumnutzung einen wichtigen Aspekt von Gentrifizierungsdiskursen darstellt.

Zitation: Bremicker, J. (2020). Facetten der Gentrifizierung – Öffentliche Wahrnehmung und mediale Verhandlung von Aufwertungsprozessen am Wuppertaler Ölberg. Unveröffentlichte Bachelorarbeit an der Bergischen Universität Wuppertal.

Arbeit als PDF: Link zum Download.

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