Ein Raum der Stille für die Mirke | ein Quartiersworkshop
Die Diakoniekirche stellt seit Jahrzehnten einen belebten Ort mitten im Quartier Mirke dar. Als Insel der Erholung dient sie Bedürftigen als Ort der Unterstützung und der ruhigen Einkehr, Nachbar*innen als Ort des Austausches und Kreativen als Ort des Auslebens. Im Jahr 2017 gab die Diakonie Wuppertal bekannt, dass das Kirchengebäude, auf Grund der hohen Nebenkosten, nichtmehr länger tragbar sei und demnach abgestoßen werden würde. Auf Seiten der Quartiersbewohner*innen brachte das eine große Welle der Empörung mit anschließendem Protest entgegen. Die „Initiative Kreuzkirche“ kurz IKK, die sich auf den ehemaligen Namen der Kirche bezieht, gründete sich aus dem Protest um eine alternative Nutzung der Kirche zu entwickeln und damit dem Verkauf entgegenzuwirken. Durch das Engagement konnte der Verkauf der Kirche vorerst gestoppt werden. Das durch den Mirker Quartiersfonds geförderte Mitmachprojekt „ein Raum der Stille für die Mirke“, das durch die Masterstudierende Maria Musiol des quartiersbekannten Kollektivs „WE ARE KIOSK“ begleitet wird, möchte gemeinsam mit Nutzer*innen auf der Empore im Kirchenschiff einen Raum gestalten, der sich nach den Bedürfnissen der Nutzer*innen richtet. Maria hat sich bereit erklärt im Anschluss an den Workshop ein kleines Interview zu geben. Wolf Sondermann hat den zweitägigen Workshop mit seiner Kamera begleitet.
QuartierMirke: Wer bist du? Was machst du? Stell dich gerne kurz vor!
Maria Musiol: Ich bin Kommunikationsdesignerin B.A. und Masterstudentin Public Interest Design der Bergischen Universität. Aus diesem Studiengang heraus entstand auch die Idee, dem Leerstand im Mirker Quartier mit kreativer Umnutzung zu begegnen. Seit September 2018 betreibe ich – nun schon fast ein Jahr – zusammen mit meinen Kommilitonen Daria und Johannes das Projekt WE ARE KIOSK. Unser Ladenlokal in der Friedrichstraße 13 ist Büro für Public Interest Design, Pop-Up Kiosk und ein offener Raum für Veranstaltungen und Workshops.
QuartierMirke: Du bist Initiator*in des Quartiers Workshop „Ein Raum der Stille für die Mirke“. Wie kam es dazu, dass dieses Projekt in der DiakonieKirche in Angriff genommen wird?
Maria Musiol: Mit dem Projektraum WE ARE KIOSK wollten wir raus aus der Uni und sichtbar werden, wo wir aktiv sind, in der Stadt und im Quartier. So konnten wir ein erstes Netzwerk mit lokalen Akteuren aufbauen und waren offen für die Bedürfnisse der Nachbarn.
Die Initiative Kreuzkirche e.V. und die Wuppertaler Stadtmission e.V. wollten den bisher ungenutzten Raum auf der Empore im Inneren der Kirche (ehem. Standort der Orgel) öffnen und den Stadtbewohnern, für eine kleine Auszeit aus dem Alltag, zugänglich machen. So entstand die schöne Idee, einen Raum der Stille an diesem Ort einzurichten, den ich im Rahmen meiner Masterarbeit auf den Weg bringen und begleiten möchte.
QuartierMirke: Was genau ist denn dieser „Raum der Stille“? Und für was soll er in Zukunft genutzt werden?
Maria Musiol: Das Projekt steht noch am Anfang des Entwicklungsprozesses, an dem so viele Menschen wie möglich beteiligt werden sollen. Im Vorfeld des Workshops haben wir bereits Interviews zum Thema mit Beteiligten, Nachbarn und potentiellen Nutzern geführt, um ein erstes Stimmungsbild einzufangen. Zum Quartiers-Workshop haben wir die Menschen eingeladen, sich an der Entwicklung des Raumes zu beteiligen und ihre individuellen Wünschen einzubringen.
Eine feste Definition des Raumes gilt es noch zu finden, die so vielfältig wie die Bedürfnisse seiner zukünftigen Nutzer aussehen kann.
Das gilt auch für die angestrebte Nutzung des Ortes, die von der einfachen Einkehr in Stille mit sich selbst, bis hin zu einem aktiven Rahmenprogramm mit Meditations- und Yoga-Sessions, Workshops, Vorträgen etc. reichen kann.
QuartierMirke: Nachdem die Diakonie Wuppertal im Jahr 2017 bekannt machte, dass sie das Kirchengebäude auf Grund der hohen Unterhaltungskosten abstoßen möchte, haben sich viele Quartiersbewohner*innen dagegen gewehrt. Aus diesem Protest entstand die Initiative „Kreuzkirche e.V.“ (IKK) und der Verkauf konnte vorerst auf Eis gelegt werden. Inwiefern ist es im Interesse der Initiative einen „Raum der Stille“ einzurichten?
Maria Musiol: Der Arbeitskreis Spiritualität, aus dem heraus die Idee entstand, ist nur ein Teil der IKK. Das Projekt dient dem gemeinschaftlichen Interesse des Vereins, neue Angebote zu schaffen und zur Weiterentwicklung der Kirche als interkultureller und überkonfessioneller Begegnungsort im Quartier beizutragen.
QuartierMirke: Wie sehen die Ergebnisse des zwei tägigen Workshops aus?
Maria Musiol: Ziel des Workshops war es dem Raum, ausgehend von den individuellen Wünschen und Bedürfnissen der Menschen, Gestalt zu geben und zu schauen, wie eine zukünftige Nutzung darin Platz finden kann. Dabei sind vielfältige Ideen und Vorschläge entstanden, die zeigen, dass es über das Bedürfnis nach Stille hinaus, viele weitere angrenzenden Nutzungswünsche gibt und der Raum mehr sein kann als ein reiner Raum zur inneren Einkehr.
QuartierMirke: Im Rahmen des Workshops hast du mit den Architekturstudent*innen des Projekts „hinterhofaue e.V.“ und der Prozessbegleiter*in Mona Nielen zusammengearbeitet. Inwiefern bereicherte das das Workshopformat?
Maria Musiol: Das umfangreiche Fachwissen der Architekturstudenten und Absolventen war eine wichtige Basis für den Workshop, in dem es darum ging, einen Raum im Raum zu entwickeln. Mona hat mit ihrem Know-How als Coach den Entwicklungsprozess der Ideen begleitet und wunderbar ergänzt. So konnten wir erfolgreich fachübergreifende Synergien nutzen und hatten ein hochmotiviertes Team, mit dem es einfach Spaß gemacht hat zusammenzuarbeiten.
QuartierMirke: Wird die entstandene Konzeption umgesetzt und wenn ja wann?
Maria Musiol: Im nächsten Planungsschritt geht es darum, die entstandenen Vorschläge auszuwerten und zu reflektieren. Am 31. August findet das Sommerblühen, das nachbarschaftliche Sommerfest der DiakonieKirche, statt. An diesem Tag werden wir die Ergebnisse des Workshops in Form einer kleinen Ausstellung im Kirchraum präsentieren. Wer sich über das Projekt informieren möchte, ist herzlich eingeladen vorbeizuschauen. Nach diesem Termin wird sich zeigen, wie eine realistische Umsetzung aussehen kann und wie es dann mit dem Projekt weitergeht.
QuartierMirke: Vielen Dank für das Interview!
Dieses Projekt wurde mit Hilfe des Mirker Quartiersfonds der Städtebauförderung NRW, initiiert durch das Forum:Mirke, finanziert.