Forum:Mirke 41 | 17. Februar 2022

1. Begrüßung und Info

Das Forum befasst sich beim aktuellen Treffen mit Veränderungen im Mirker Quartier. Die Konstellationsanalysen von Matthias Wanner zeigt die Entwicklungen im Quartier der vergangenen Jahre seit 2007 bis 2020.  Aber auch in der Zukunft sind viele Veränderungen für die Mirke zu erwarten, wie dies anhand der heute vorgestellten Projekte deutlich wird.

2. Konstellationsanalyse Mirker Quartier (KA) , Edition 2020

Matthias Wanner hat die KA von 2017 fortgesetzt und dokumentiert damit die aktuellen Entwicklungen des Quartiers von 2007 – 2020. Die Auswirkungen von Corona sind nicht in der Analyse berücksichtigt. Die Daten wurden sowohl durch Auswertungen von Statistiken sowie durch die Analyse der örtlichen Medien (wie WZ, WR, Ratsinformationssystem, njuuz) ermittelt und durch Workshops mit Quartiersexpert*innen konkretisiert. 

Ausgewählte Ergebnisse der Statistiken:

  • Die Bevölkerungszahlen sanken bis  2012 auf ca. 8100, ab 2015 stiegen sie wieder auf heute ca. 8.600 Personen
  • Im Mirker Quartier leben Menschen aus knapp 100 Nationen Nationen (in Wuppertal aus ca. 160 Nationen)
  • Die Mieten stiegen von 5 € in 2006  auf 6,50 € in 2019. Sie liegen damit weiterhin etwas niedriger als der Mietkostendurchschnitt in der Gesamtstadt.

Die Konstellationsanalyse zeigt bis 2012 vier verschiedene Cluster:
Cluster 1 „Kultur, Gastronomie, Einzelhandel“
Cluster 2 „Bildung, Integration, Jugendförderung“
Cluster 3 „Abwärtsspirale Wohnen, Gewerbe, Soziales (sog.Trading-Down Prozesse)“
Cluster 4 „Städtebau und -entwicklung“

Ab 2012 entwickelte sich ein neues Cluster:
Cluster 5 „Integrierte Kulturgewerbe-, Kulturstandort- und Stadtentwicklung von unten“, das sich in den Folgejahren als wichtiges Netzwerk für die Quartiersentwicklung etabliert.

Während rund um 2007 die „2. Hälfte der Nordstadt“ neben dem Ölberg noch keinen eigenen Namen hatte, konnte sich der neue Begriff „Mirker Quartier“ ab 2012 schnell etablieren. Organisationen, Initiativen gründeten sich wie Utopiastadt, Forum:Mirke, Mirker Freibad (Pro Mirke e.V.) und die Nordbahntrasse wurde umgebaut und eröffnet. Um 2016 wird das Mirker Quartier zu einer in der Stadt wahrnehmbaren Stimme, das Quartier ist erlebbar, es engagiert sich. 

In der aktuellsten Darstellung, um 2019 zeigt sich ein ambivalentes Bild: 
Das Cluster 2 „Bildung Integration Jugendförderung“ und auch das neue Cluster 5 „Kultur, Entwicklung von unten“ erhalten weiterhin steigende Bedeutung und Aufmerksamkeit. Ebenfalls nimmt aber auch der Abwärtstrend im Cluster 3 „Wohnen, Gewerbe, Soziales“ weiterhin großen Raum ein. Gewerbe und Gastronomie stehen weiterhin unter Druck,, zentrale Räume wie der Karlsplatz und die Gathe können nicht aufgewertet werden, die Altersarmut steigt und die (Jugend-)Kriminalität hält an. Die weiteren Entwicklungen des Gesamtquartiers sind deshalb sehr offen, die Tendenzen eines Aufstiegs (inkl. der Angst vor Gentrifizierungs- also sozialen Verdrängungsprozessen) sind ebenso vorhanden wie die Stagnation bzw. Verschlechterung der sozialen, ökonomischen und edukativen Situation. Matthias Wanner hofft, dass er die Analyse fortsetzen kann und in 2023/24 eine Aktualisierung vorliegt. 

Auf Rückfrage hin macht er deutlich, dass es nicht Ansatz der Untersuchung sei, Maßnahmen aufzuzeigen wie gegen die verschiedenen Entwicklungen zu agieren ist. Sie enthält auch keine Handlungsempfehlungen an Kommunalpolitik und Verwaltung. Ein Appell an das Forum:Mirke ist, hier aktiv zu werden und gegen die aufgezeigten problematischen Entwicklungen anzugehen. Der vor einiger Zeit geplante Arbeitsschwerpunkt des F:M die „Solidarische Mirke“ sollte weiter konkretisiert werden.

Die gesamte Untersuchung kann unter https://quartier-mirke.de/coforschung/konstellationsanalyse/ 

heruntergeladen werden. Auch gedruckte Exemplare können bei Matthias Wanner kostenfrei bestellt werden (E-Mail an matthias.wanner@wupperinst.org).

3. Goldzack – Gebäude

Im letzten Jahr fand zu dem Thema „Zukunft der Goldzack-Fabrik und dem Mirker Quartier“ ein Stadtentwicklungssalon statt bei dem uns die Montag Stiftung Urbane Räume MUR informierte, dass sie den Erwerb des Gebäudes prüfe. Ein Bericht über die Veranstaltung ist unter STADTENTWICKLUNGSSALON | STADTTEILWERKSTATT ZUR Zukunft der GOLD-ZACK-FABRIK UND DEM QUARTIER MIRKE – Quartier:Mirke (quartier-mirke.de) zu finden.

Silvia Harth von der MUR teilt dem Forum mit, dass die Untersuchungen des Goldzack-Gebäudes mittlerweile abgeschlossen seien. Die voraussichtlichen Kosten für die Instandhaltung des Gebäudes sind ermittelt, so dass die Stiftung jetzt mit der Stadt in Verkaufsverhandlung eingetreten ist. Der Verkauf eines städtischen Gebäudes muss durch den Stadtrat beschlossen werden. Silvia Harth hofft, dass dieses noch in der Sitzung vor der Sommerpause am 14.6. 2022 entschieden wird. 

Von der MUR wird für das Goldzack-Gebäude eine eigene Projektgesellschaft gegründet, die für die Planung, Verwaltung, baulichen Maßnahmen und das Gemeinwohlmanagement  verantwortlich ist. Dafür soll bald Personal eingestellt werden. Das F:M begrüßt die Entwicklung und hofft dass die Verkaufsverhandlungen positiv verlaufen.

4. Moschee an der Gathe

Herr Mercan vom Moscheeverein Ditib Wuppertal stellt in einer Präsentation die Machbarkeitsstudie zur geplanten Moschee an der Gathe vor. Er betont, dass es bis zu einer genehmigungsreifen Planung noch ein langer Weg sei. Die jetzt vorliegende Planung wird auch im Gestaltungsbeirat und im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt. 

Der Moscheeverein besteht seit 1981, er ist damit seit 40 Jahren im Mirker Quartier aktiv. Die heute genutzte Moschee des Vereins liegt an der Gathe auf der gegenüberliegenden Seite des Geländes für den neuen Moscheebau. In Wuppertal gibt es ca. 20 Moscheen. In der Moschee an der Gathe sind ca. 10.000 Menschen eingebunden, die verschiedenen Nationalitäten angehören. Viele der Moscheebesucher stammen aus dem Quartier bzw. sind hier groß geworden und  engagieren sich in diesem Stadtteil. 

Dem Moscheeverein wurden vor einiger Zeit die Flächen um die Tankstelle zum Verkauf angeboten, so dass der Wunsch, eine Moschee dort zu errichten, allmählich Gestalt annahm. Durch das geplante Bauvorhaben soll auch die Gathe wieder aufgewertet werden, die heute mit den vielen Wettbüros und der ehemaligen Tankstelle zu einem Angstraum geworden ist. Durch den Bau der Moschee soll dort wieder mehr Sicherheit erreicht werden. Die Finanzierung der Moschee sowie der geplanten sozialen Einrichtungen – Kosten dafür werden in Höhe von 30 Mio. € geschätzt – ist noch nicht geklärt. Das AZ-Gebäude gehört zu den für den Moscheebau zur Verfügung stehenden Flächen. Die Stadt muss für das AZ noch alternative Räumlichkeiten suchen.

Die Machbarkeitsstudie zeigt, dass sowohl die Moschee als auch die geplanten sozialen Einrichtungen auf der Fläche integriert werden können. Das nach Mekka orientierte Moscheegebäude ist direkt von der Gathe durch einen offenen Zugang erreichbar. Im unteren durch Verglasung einsehbaren Geschoss ist ein Begegnungsraum und Café vorgesehen, darüber liegt der Gebetsraum. 

Weitere soziale Einrichtungen sind auf den Gelände geplant wie ein Kindergarten, Wohngebäude für Betreutes Wohnen älterer Menschen und für Studierende. Der Moscheeverein ist dafür mit der Alten Feuerwache im Austausch. Auch für Begegnung, Schulungen und Vereine ist ein Gebäudeteil vorgesehen sowie Büros, Einzelhandel wie eine Bäckerei und Gastronomie. Zwischen den Gebäuden sind offene Freiflächen mit hoher Aufenthaltsqualität geplant, die für alle zugänglich sind. Parkplätze werden in einer Tiefgarage vorgesehen, die über Ludwigstraße bzw. Markomannenstraße erschlossen ist.

Von den Teilnehmenden werden folgende Fragen und Anmerkungen geäußert:
Die Einflussnahme der türkischen Regierung auf Ditib Gemeinden wird von Christine kritisch angesprochen. Herr Mercan informiert, dass der Moscheeverein ein eingetragener Verein nach deutschem Recht eigenständig tätig ist. Zahlreiche Mitglieder kommen aus dem Quartier und haben viele Kontakte zu der Mirker Bevölkerung. Gerne möchte der Verein dem Forum:Mirke mehr Information über den Verein zukommen lassen. Dazu soll es Gespräche und Austausch geben. Es wird angeregt, die Erreichbarkeit der Moschee auch für Rad, Fußgänger zu berücksichtigen. Es sollte überlegt werden, ob die jetzt im Quartier angedachten Mobilstationen auch im Bereich der Moschee aufgestellt werden können. Mehr Begrünung der Fläche wird vorgeschlagen, damit die Aufheizung der Fläche verringert werden kann. Das  gesamte Gelände sollte barrierefrei zugänglich sein. Von Thomas Kring wird eine breite öffentliche Diskussion der Moscheeplanung vorgeschlagen. Erol Celik von Anadolu e.V. ist als Kooperationspartner auch Ideengeber für das Projekt. Der Verein möchte  in das Gelände mit einziehen. Es werden dort soziale Räume für Kinder, alte Menschen und für Schulungen geschaffen. Es ist zu thematisieren, welche weitere soziale Arbeit in der Moschee geplant wird.

Inge Grau bedankt sich für die ausführliche Information uns macht deutlich, wie wichtig ein weiterer Austausch zwischen dem Moscheeverein und dem Forum in Zukunft ist. Es wird vorgeschlagen, in einer der nächsten Forum:Mirke Veranstaltungen sich in der Moschee zu treffen.

5. Ehemalige Speditionshalle auf dem Utopiastadt Campus

Bei einem studentischen Wettbewerb haben sich 26 Teams mit großartigen Entwürfen beworben. Jetzt sind die Preisträger ausgewählt. Aber nicht nur die Preisträger haben tolle Ideen eingebracht, aus allen diesen einzelnen Facetten soll jetzt ein Vorgehen zusammen gepuzzelt werden.
Dieser Tagesordnungspunkt wird auf die nächste Sitzung verschoben.

6. Sonstiges

Das nächste Forum:Mirke ist am 4. April 2023. 

Der nächste Termin für die Fenstersanierung in Utopiastadt findet am 12. März statt. Infos dazu unter FENSTERSANIERUNGSWORKSHOPS: DENKMAL DRÜBER NACH! – Quartier:Mirke (quartier-mirke.de) 

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