Forum:Mirke 01 | 05. November 2013

Ort: Utopiastadt Werkstatt | Utopiastadt | Mirker Str. 48 | 42105 Wuppertal-Mirke

Moderation: Gaby Schulten (org.Beratung)

Moderation Workshops: Sven Macdonald (Wirtschaftsförderung), Beate B. Blaschczok (clownfisch / Utopiastadt), Thomas Weyland (Ölberg eg), Christian hampe (clownfisch / Utopiastadt)

Das Mirker Quartier ist geprägt vom Wandel der letzten 130 Jahre und zeigt sich mit malerischen Fassaden und Kleinindustrie aus der Gründerzeit. Es liegt zwischen Gathe und Hochstraße und entlang der Nordbahntrasse mit dem Stadtbild prägenden Bahnhof Mirke. In der Wiesenstraße siedelten sich unzählige Produktionsstätten bis zur welt- berühmten Goldzackfabrik an. In der Friedrichschulstraße entstand wahrscheinlich das erste Haus, welches speziell für die Betreuung von Kleinkindern gebaut wurde — auf Initiative von Bürgern. Heute sind genau solche Initiativen die Stärke dieses Quartiers: das bürgerschaftliche, kulturelle und soziale Engagement — spürbar durch die vielen urbanen Initiativen, die das Quartier lebendig machen und es immer wieder weiter nach vorne bringen.

»Utopiastadt« steht an dieser Stelle als Plattform bereit und bietet die Möglichkeit, mit an der Entwicklung des Quartiers weiterzuarbeiten. Aus diesem Anlass und um sich dieser Aufgabe anzunehmen, wurden am 05.11.13 die prägenden Akteure des Quartiers nach Utopiastadt zum ersten Forum:Mirke eingeladen.

Welche Ideen, Projekte, Synergien und Utopien sind für dieses Quartier denkbar? Welche Inhalte, Wege und Potentiale können wir zusammen nutzen? Wie wollen wir in Zukunft weitere gemeinsame Wege gehen und das Quartier aus den vor Ort verankerten urbanen Initiativen heraus weiterentwickeln?

Diskussionsbedarf kam auf, als die Grenzen des Quartiers erörtert wurden. Fragen wie: »Was ist das Quartier?«, »Ist es ein Grenzgebiet?«, »Ist es eine Zone zwischen innerstädtischer Urbanität und auslaufenden Grünflächen?« wurden erörtert. Laut den Teilnehmern sollte der Bereich eingegrenzt und weitere Fragen zur Ausdehnung des Quartiers nach Norden jenseits der Autobahn geklärt werden. Die Standorte des Mirker Freibads und des Mirker Hain standen dabei im Vordergrund. Erst wenn ein »Gebiet« gefunden und eingegrenzt wird, lohnt eine Mirker Quartierskarte, die fest in Utopiastadt installiert werden soll. Diese kann gemeinsam in nächsten Schritten erarbeitet werden.

Folgend wurden zwei Gruppen gebildet. Die Workshopgruppe zum Thema »Software« beschäftigte sich mit Themen der Programmatik und Vernetzung, mit Ideen für gemeinsame Projekte und/oder Veranstaltungen. Die zweite Gruppe zum Thema »Hardware« hatte den Standort, (Weg-)Verbindungen, Wohnungssituation, Verkehrsführung und Anbindung zum Thema.

HARDWARE
Zunächst wurden die Interessenbereiche und die Bedarfe der Workshopteilnehmer gesammelt. Daraus ergaben sich verschiedene Oberthemen bzw. Schwerpunkte, die hier kurz angerissen werden. Die komplette Sammlung der genannten Stichworte schließt sich dem an.

Wegverbindungen: Durch die Nordbahntrasse ergeben sich völlig neue Wegebeziehungen. Für den Bereich Mirke ist zum einen die Verbindung vom Bf Mirke zur Innenstadt wichtig (insbesondere als Fahrradstrecke), zum anderen sollten die Verbindungen zwischen dem (Wohn-)Quartier und der nahen Freiräume wie Mirker Hain und Mirker Freibad stärker ausgearbeitet werden.

Autonomes Zentrum – Neubau Moschee / Umzug Moschee: Die Vertreter des Autonomem Zentrums in Wuppertal sprachen über die momentane »bedrohliche« Situation, die fehlende Kommunikation und über die ausbleibende suche nach Lösungsansätzen, um dem AZ einen neuen Standort zu geben und somit seine Existenz zu sichern. Zudem wurde gewünscht, dass sich die Moschee mehr ins Quartier öffnet und eine bessere Aufklärung der momentanen Lage betrieben wird.

Leerstand im Quartier: Des Weiteren wurde über den Leerstand im Viertel gesprochen. Wünschenswert wäre ein Straßenzug im Quartier mit mehr Läden und somit auch mehr »Leben«. Zudem könnte die Friedrichstr. eine attraktivere Verbindung in die Innenstadt und diese architektonische Achse besser genutzt werden – vielleicht auch als ausgewiesene Fahrradstraße. Ein Thema war auch die Freigabe der Einbahnstraßen für Fahrradfahrer. Diese führen momentan zu großen Umwegen. Bisher ist die Freigabe in Wuppertal auf drei Straßen beschränkt.

Freiraum/Grünflächen: Ein weiterer Punkt im Workshop war die Frage war nach dem Bedarf von Grünflächen. Braucht das Quartier mehr Grünflächen (Bspl. gegenüber von Utopiastadt) oder gibt es genügend davon wie z.B. im Mirker Hain oder entlang der nordbahntrasse (Stichwort: lange Parkanlage durch die Stadt)? Alle Teilnehmer waren sich einig, dass die bürgerschaftliche Mitgestaltung und Ideenentwicklung der noch freien Flächen von großer Bedeutung sind, jedoch sollten auch vorhandene potenziale genutzt werden. Bspl. Einbindung der Schrebergärten, die zunehmend als zier- und nicht als Nutzgärten bewirtschaftet werden. Zudem wurden wenige Grünflächen bewusst angelegt. Bei den meisten Flächen im Quartier handelt es sich um Behelfsplätze.

Weitere Stichworte des Abends: • Hotel/Hostel • Bike Sharing / Fahrradverleih [wird in Utopiastadt bereits mit mehreren Akteuren diskutiert und an Lösungen gearbeitet] • Wohnen & Verkehr – Parkplatzsituation • Das Gebiet braucht einen größeren Platz (Zentrum f. Trasse, Zentrum f. Mirke → zentraler Ort) • Gathe (früher: Ausgehmeile | heute: ein Club) keine neuen Fassaden, keine Attraktionen, kein wirklicher Fortschritt • in Zukunft vielleicht gastronomisches Ausgehquartier?

POTENTIALE UND IDEEN
1. Infrastruktur Willis Mitmach Haus • AZ ist bedroht • Mirker Quartierskarte – Pinnwand (suche/finde) • Bf Mirke als Ankunftsort auf der Trasse

2. Flächen / Immobilien • Goldzackwerk / Wiesenstr. 118 (Was passiert? Testnutzung?) • Verwertungsinteresse GMW? • Leerstandsuche • Diakoniekirche – befristet? Was dann? • Neubau Moschee (Keine Kommunikation, schwierige Informationspolitik)

3. Wegebeziehungen • Fahrradweg Trasse-City / über die Neue Friedrichstraße, anstatt über die Gathe • Einbahnstraßen freigeben für Fahrradfahrer • Modellprojekt – Verbindung Trasse Stadt für Fahrrad (»shared space«) • neue Friedrichstr., neue Läden / Verkehr raus • Wegeverbindung / Wohnquartier Mirke – Naherholung Mirke • neue Wege von der Trasse in Richtung norden (Mirker Hain, Mirker Bad, Krankenhaus) schaffen • Nutzung den neuen Wegen (entstanden durch die nordbahntrasse), die noch nicht bekannt sind und Schaffung neuer Wege (Mirker Bad, Mirker Hain) • Orientierungskarte vom Quartier (Quartierskarte am Bahnhof) für Besucher und Anwohner • Wegweiser / architektonische Verbindung in die City • Wegweiser – Vernetzung auf Hinweisschildebene • »gelebte Orientierung« vs. Wegweiser (neue Wege) • Verkehr in dem Quartier (ruhender / fließender Verkehr) • Hotel / Hostel an der Trasse

4. Freiraum • Schrebergarten neu aktivieren / nutz- und Ziergarten • großer Platz z. B. entlang der Trasse gegenüber von Bahnhof Mirke als Teil von Utopiastadt • Trasse-linearer park • Wohnungsunternehmen (Wiesenstr., höchsten, Lederstr.) • Gewässer / Bäder freilegen • Mirker Hain / Bad als Freiraum für das Quartier • es fehlt Freiraum »grüne Mirke« • Mirke = Stadtlandschaft • FabLab (Mietwerkstatt) Erweiterung im Viertel • Bikesharing / Fahrradverleih • Suche-Finde-Pinnwand

SOFTWARE
Während dem ersten Sammeln von Themen und potenzialen, aber vor allem in der anschließenden Diskussion ging es im Wesentlichen um drei großen Software-Themenfelder. In den beiden Themenfeldenr »Information« und »Begegnung« gingen die Beteiligten eher formal darauf ein, dass man mit einer reihe von Maßnahmen die Kommunikation nach außen und innen verbessern sollte, um das reichhaltige Angebot, welches bereits jetzt schon im Mirker Quartier existiert publik zu machen. Alle Beteiligten waren sich einig, dass die Intensivierung von Begegnung, also die Schaffung von Austauschmöglichkeiten, thematischen treffen und eine deutlichere Zusammenarbeit der initiativen ein wichtiger Schritt in Richtung Weiterentwicklung des Quartiers und optimale Nutzung der potenziale bedeutet.

Im dritten Themenfeld »nachhaltiges Quartier« subsumieren sich die Bestrebungen der initiativen hin zu einer intelligenteren Lebensweise, einem bewussteren Umgang mit der natürlichen und urbanen Umwelt zu einer Art Motto. Im Quartier findet man eine fast einzigartige Struktur von Akteuren und initiativen, die sich beispielhaft in einer ganzen Reihe von Entwicklungsprozessen beteiligen und diese auch weiter fortführen wollen. Dazu gehören Sensibilisierung für Ökosysteme, Aufklärung zu biologischen Prozessen, Entwicklung von Konzepten zur Aktivierung von Leerstand, Ideen zur quartiersautarken Energienutzung, reparatur- und Upcycling Projekte, sowie die Erhaltung von natürlichen und künstlichen Freiräumen.

Information • Infopoints • Bedarf: Überblick was gibt es • initiativen präsentieren • gemeinsamer Programmfolder • Mirkerkarte (Kultur, Kinder, Senioren …) • Stadtteilkonferenz ggf. in Utopiastadt machen, um für das Quartier weiter zu sensibilisieren und die initiativen vorzustellen • Mirkerinitiativen Homepage (und in sozialen netzwerken)

Begegnung • Marktplatz / Campus • Beratungsangebote • initiativen vernetzen • Mehr Kooperationsveranstaltungen (z.B. Gottesdienst im Mirker Bad) • Mehr-Generationen-Erlebnisse

»Nachhaltiges Quartier« • Freiräume erhalten • Erlebnisraum sichern (z.B. im Mirker Bad, entlang der Trasse, in Utopiastadt) • Zeltmöglichkeit • Bedarf: Grünflächen – offene Wiese • Nutzungskonzept Freiflächen Utopiastadt • Urbane Landwirtschaft an Schulen (oder in Koop an Nordbahntrasse, in Utopiastadt) • Schulprojekte: »Erlebnisse statt Gewalt« • Kostenloser Fahrradverleih • Gemeinschaftswerkstätten • Naturbad im Mirker Freibad • Projekt: Essbarer Bahnhof • Spielflächen an der nordbahntrasse • Thema: Macher Quartier • Energieverbrauch in Gründerzeitquartieren

Potentiale • private Kompetenzen im Quartier reichlich vorhanden • Verschiedene Hotspots und dadurch z.t. sehr dezentral verbreitete Qualitäten • Stadt trifft Natur • Freiflächen: Stadtgrün und Stadtblau im Mirker Bad / Hain • Viel Begegnungsmöglichkeiten vor Ort • Hilfe zur Selbsthilfe (elektro- und Fahrrad Reparatur-Café, Gartenstube in Utopiastadt) • reichhaltige Landschaft an engagierten initiativen


FAZIT
Zusammenfassend war es ein Treffen, in dem Verbindungen und Verknüpfungen geschaffen und/oder intensiviert wurden. Bedarfe und Wünsche wurden aus- und besprochen. Die Bereitschaft einer Zusammenarbeit wurde erkennbar und ein Folgetreffen gewünscht. Der nächste Termin für ein weiteres Forum:MirKe wird in Kürze bekannt gegeben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.