Eindrücke über ein Straßenfest in der Markomannenstraße
Am Samstag den 16.09.2023 fand am Nachmittag bei spätsommerlichem Wetter das Straßenfest „Die Gathe lebt“ statt.
Schon das Plakat, das wir als Anwohnende in der Woche zuvor in unserem Hauseingang fanden, war sehr ansprechend und einladend. Der graue Brief der Stadt, der auf die Europäische Mobilitätswoche hinwies und die Sperrung der unteren Markomannen Straße ankündigte, lag noch Tage später ungeöffnet auf den Stufen im Treppenhaus.
Samstagmittag als von der aufgebauten kleinen Bühne im unteren Teil der Markomannen Straße zwischen dem Autonomen Zentrum und der Alten Feuerwache die ersten Töne dringen, öffnen sich zögerlich die Fenster und interessierte Nachbarn stecken ihre Nase raus.
Die Markomannenstraße ist für Autos gesperrt und wird bunt. Vor der Bühne liegt Straßenkreide, Kinder malen auf der Straße, auf der Bühne wird gerappt.
Wenig später füllt sich der Veranstaltungsplatz, das Außengelände der Alten Feuerwache und der untere Teil der Markomannen Straße vor dem Autonomen Zentrum mehr und mehr. Der Ort lockt Kinder und Erwachsene an, Bekannte und Freunde, Neugierige und Skeptiker, Gäste der Alten Feuerwache und Gäste des Autonomen Zentrums, Zugezogene und schon immer da Wohnende. Ein buntes, für die Mirke typisches Publikum.
Der Nachmittag begann mit der fantastischen Sing- und Songwriterin Lillith. Zwischendrin gab es handgemachte kurdische Musik. Danach kaperten Bara und Ahmed die Bühne und begeisterten das friedlich, entspannte Publikum mit einem Deutsch-Rap. Der Abschluss des Straßenfestes wurde punkig und laut.
Auf den rausgestellten Sofas und Sesseln oder auf einer der vielen bereitgestellten Bänke und Stühle kann man überall einen Sitzplatz finden. Oder ganz einfach auf dem Boden.
Kinder werden angelockt von einem Jongleur, der seine Kunststücke zeigt. Natürlich darf auch selbst probiert werden, dazu gibt es Tipps und Hilfestellung.
Am Basteltisch entstehen aus bunten Papier Tiere, Schachteln und Blumen. Große und Kleine, auch Origami-Unerfahrene, haben Freude daran, es unter Anleitung selbst zu probieren. „Machst Du mir einen Kranich?“ „Ja klar, such Dir eine Farbe aus.“
Nein, die Seifenblasen kosten nichts, auch nicht die Hüpfburg, die die Kinder begeistert, und auch nicht die Luftballons. Am Kleidertauschstand kann man seine Kleidung weitergeben und sich bei Bedarf neu einkleiden. Infostände informieren unaufdringlich und zwanglos.
Die „Weißen Herzen“ bieten ihre köstlichen Falafel zum Selbstkostenpreis an. Wenn zwischendurch Zeit ist, laden die Männer zu einem Tänzchen ein. Andere reihen sich dazu, man fasst sich an den Schultern und tanzt und lacht zusammen. Dies ist kein kommerzielles Fest, sondern eines für alle.
Ja, die Gathe lebt!
Nirgendwo gibt es Gedrängel, Stress oder Warteschlangen. Das Fest fließt vor sich hin. Menschen begegnen sich, beschnuppern sich, kommen ins Gespräch. Nachbarn feiern mit Nachbarn.
Am Basteltisch sagt ein Kind: „Das ist aber schön hier!“ und ein anderes: „Kann es denn nicht immer so sein?“