Wie wir wo wohnen wollen | ein Mitmachprojekt

Wohnen und Gemeinschaft stellen einen existentiellen Grundstein im menschlichen Leben dar. Schon immer definierten Menschen sich durch den Raum in dem sie leben, ebenso wie der Raum in dem sie lebten sie selbst definiert. In Zeiten von Wohnplatzmangel im urbanen Raum beschäftigen sich auch immer mehr Wissenschaftler*innen und Bewohner*innen urbaner Räume mit der Zukunft des Wohnens. Im Zuge dessen schließen sich immer mehr Anwohner*innen gemeinschaftlich zusammen um nachbarschaftliche Wohnprojekte zu gründen. Mit dieser Thematik beschäftigt sich das Mitmachprojekt „Wie wir wo wohnen wollen“ initiiert durch Dr. Eva Parusel und die Initiative für gemeinschaftliches Wohnen in Wuppertal.

eines der vielen „Graphic Recordings“ | Foto von Wolf Sondermann

In vier Veranstaltungen führt das Mitmachprojekt Interessierte und Anwohner*innen an die mögliche Zukunft des Wohnens im Quartier Mirke heran. Dabei werden sowohl bereits existierende Alternativen aufgezeigt, wie auch das eigene Wohnverhalten analysiert und hinterfragt. Die Initiative Kreuzkirche stellte hierfür die Räumlichkeiten der Kreuzkirche im Herzen des Quartiers zur Verfügung. Auf der Auftaktveranstaltung stand ganz der Austausch über das eigene Wohnen samt aller Wünsche und Ambitionen im Vordergrund. Interessierte tauschten sich im Plenum über das eigenen Wohnen und Wohnverhalten aus und formulierten im Anschluss Wünsche und Hoffnungen für die Zukunft des Wohnens im urbanen Raum. Dabei stellt das Zusammenspiel der Auffassungen von Privatheit und Gemeinschaft, sowie der persönlichen Freiheit und Rücksicht eine große Rolle, die es zu beachten gilt. Alle essentiellen Aussagen und Wünsche wurden im Rahmen eines „graphic recordings“ für die Zukunft veranschaulicht und festgehalten.

(v.l.) Dr. Eva Parusel, Initiative Gemeinschaftliches Wohnen und Eva Somrei, Quadratkilometer Bildung … | Foto von Wolf Sondermann

Im Rahmen der zweiten Veranstaltung wurden Interessierten bereits existierende Alternativen aufgezeigt. Fünf Wohnprojekte aus Wuppertal und naher Umgebung stellten ihre Projekte sowie deren Entstehungsprozesse, Hürden und Zugewinne durch ihr gemeinschaftliches Zusammenleben vor. Der Abend wurde sowohl von dem Mitglied der Initiative für gemeinschaftliches Wohnen in Wuppertal und der Initiative Kreuzkirche, Dr. Eva Parusel, als auch von dem Bochumer Architekten, Christoph Jaenicke, moderiert. Die 40 Besucher*innen vor Ort wurden im Rahmen des Abends sowohl mit Visionen vom zukünftigem Wohnen konfrontiert, hatten aber ebenso im Anschluss die Möglichkeit ihre Fragen zu stellen und zu diskutieren. Auch die Arbeit der „Initiative für gemeinschaftliches Wohnen in Wuppertal“ wurde vorgestellt, die in Zukunft als Anlaufpunkt, Ort des Autauschs und der Unterstützung für Interessierte fungiert. Das Ziel der Initiative ist es dabei, zahlreiche funktionierende Wohnprojekte in Wuppertal zu etablieren und so zu einem nachhaltigen und bewussten Wohnen beizutragen.

Besucher*in der Abschlusspräsentation im Rahmen der WOGA 2019 | Foto von Wolf Sondermann

Die anschließende dritte Veranstaltung begann mit einem Input von Antje Eickhoff, Stadt- und Raumplanerin und Mitglied im Netzwerk Immovilien, und Anja Bierwirth, Mitarbeiter*in am Wuppertal Institut. Sie Informierten sowohl über die notwendigen Schritte auf dem Weg zur erfolgreichen Realisierung eines Projekts als auch über die Entwicklung des Wohnraum- und Energiebedarfs im urbanen Raum. Auf Grundlage der Vorträge wurde im Anschluss im Plenum über nachhaltiges (Zusammen-)Leben im privaten als auch im urbanen Raum diskutiert. Dabei stellte sich heraus, das der sich immer weiter ausdehnende Wohnplatzmangel in Wahrheit vielmehr ein Symptom ineffizienten und häufig nur gewinnorientierten Bewirtschaftens von existierendem Wohnraum darstellt, und bedarfsorientiertes und selbstbestimmtes Wohnen auch eine große Rolle im ressourcenschonenden Leben spielen sollte. Die Veranstaltung wurde außerdem von Studierenden aus der ganzen Welt, die für die Vorbereitung auf den anstehenden „Solar Decathlon 2021“ vor Ort waren, bereichert.

Impressionen der Lesung im Rahmen der Abschlussveranstaltung in der Kreuzkirche | Foto von Wolf Sondermann

Die Veranstaltungsreihe des Mitmachprojekts „Wie wir wohnen wollen“ fand ihr Ende in der Abschlusspräsentation im Zuge der „WOGA 2019“ in der Kreuzkirche. Im Rahmen einer Ausstellung wurden erarbeitete Fakten sowie Impressionen, Wünsche und Hoffnungen an das zukünftige Wohnen im Quartier als auch in Wuppertal, dargestellt und damit der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dazu gehörten unter anderem die erstellten „graphic recordings“, Notizen aus Schreibgesprächen als auch mehr als 70 Zeichnungen und Gemälde von Schüler*innen der Grundschule Markomannenstraße, die im Rahmen des Projekts „Kultur am Vormittag“ teilnahmen. Begleitet wurde die Abschlusspräsentation am Samstag von einer zweisprachigen Lesung in deutsch und türkisch, die von „Ein Quadratkilometer Bildung“ im Rahmen eines weiteren Mitmachprojekts initiiert wurde. Senanur Erbas und Monika Hentsche lasen „Die Reise auf der Wolke: Nach einem Bild von Marc Chagali“. Besucher*innen und Interessierte konnten sich auch an diesem Tag begegnen um sich gemeinsam über die ganz eigene Zukunft des Wohnens auszutauschen.

Gemälde von Schüler*innen der Grundschule Markomannenstraße zum Thema „Wie wir wo wohnen wollen“ | Foto von Wolf Sondermann 

Wie wir wo wohnen wollen – Wie wollen wir wo wohnen? Eine existentielle Fragen, die eine schiere Vielzahl an Antworten für die zukünftige Entwicklung von Quartieren und Städten beinhaltet. Auch für das Quartier Mirke!

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