Von Solingen zum NSU (Vortrag und Diskussion)

Von Solingen zum NSU – Rassistische Gewalt im kollektiven Gedächtnis
von Migrant*innen türkischer Herkunft

 

„Mit Irritation und ungläubigem Staunen reagiert die Öffentlichkeit“ wird fortdauernd in den Medien berichtet, wenn ein neuer Akt geschreddert wird, wenn ein neuer Zeuge plötzlich stirbt, wenn ein interner Bericht gesperrt wird, die allesamt möglicherweise zur Aufklärung des NSU-Komplexes beitragen würden. Trotz der offensichtlichen Ermittlungs-Blockade bleibt die öffentliche Empörung allerdings weitgehend aus. Weder sehen wir einen emotionalen Ausnahmezustand, noch erleben wir einen politischen Dauerdruck, den ein ernsthaftes Staunen auslösen würde, der das System dazu bewegen würde, die Wahrheit über die 9 rassistischen Morde und die institutionelle Verstrickung der staatlichen Apparate und –Repräsentanten ans Licht kommen zu lassen. Zudem entpuppt sich die majestätische Versprechung lückenloser Aufdeckung nach 5-jährigem juristischem Spektakel, flankiert durch politische Lügen höchster Instanzen und gesellschaftliche Gleichgültigkeit, als bloße rhetorische Geste. Sie dienen viel mehr dazu, das Gesicht einer politischen Ordnung zu retten, als eine ernsthafte/kritische Auseinandersetzung mit den rassistischen Mechanismen, Strukturen, Diskursen.

Vor dem Hintergrund der langen Geschichte rassistischer Gewaltakte und sozialen Ungleichheiten erscheinen nun die Skandale um die NSU als einen weiteren Zug einer historischen Kontinuität; nicht linear, aber immer wieder tödlich. Und die „Betroffenen“ vergessen sie nicht. Jeder Übergriff hinterlässt Spuren. Sie werden eingespeichert, sie schreiben sich auch in den Körpern ein. Anhand einer kritischen historischen Perspektive wird in dem Vortrag die rassistische Gewalt im kollektiven Gedächtnis der deutsch-türkischen Communities seit den 1980er Jahren nachgezeichnet. Der NSU wird in einen gesellschaftlichen und politischen Kontext von Solingen bis Köln und darüber hinaus gesetzt. Angesichts der Kontinuitätslinien rassistischer Exklusion mit tödlichen Folgen erscheint das Überraschten gegenüber dem NSU-Terror als zynisch. Zugleich möchte ich Widerstandsstrategien aufweisen, mit denen Migrant*innen die Erfahrung rassistischer Gewalt verarbeiten, sowie Aufklärung, Achtsamkeit für die besondere Verletzlichkeit von Minderheiten und eine inklusive Gesellschaft einklagen.

Die Veranstaltung ist Teil der Reihe: „5 Jahre NSU-Prozess – Kein Schlussstrich für Opfer und Zivilgesellschaft. Der Versuch der Aufarbeitung von noch offenen Fragen“

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