Lutz Taufer – Über Grenzen. Vom Untergrund in die Favela. | Lesung und Vorstellung

Ein Abend im Café ADA, nach dem viele Menschen mit einem tiefen Durchatmen und einer gewissen Bewunderung für solch eine Vita, den Raum verlassen. Lutz Taufer stellt an diesem Abend sein Buch »Über Grenzen – vom Untergrund in die Favela« und somit seine Lebensgeschichte vor. Dabei wird er von Anke Spiess interviewt, während Olaf Reitz immer wieder ergreifende und schockierende Passagen aus Taufers Werk liest. Eine Veranstaltung organisiert von der »Stiftung W.«.

Rund 60 BesucherInnen füllen, pünktlich an diesem Donnerstag Abend um 19:30, den Raum. Es ist still und alle schenken den Geschehnissen auf dem Podium ihre Aufmerksamkeit.

»Es dauerte lange, bis ich in meinem Fühlen und Denken zulassen konnte, dass die Tötung zweier Geiseln auf grausame Weise, für die ich mitverantwortlich bin, ein Verbrechen ist, das durch nichts zu rechtfertigen ist.«

Über Grenzen – vom Untergrund in die Favela. Das Buch, geschrieben von Lutz Taufer. Ein Mann der in seinem Leben vieles gesehen hat, sich stets seiner eigenen linken Überzeugung verschrieb und über Grenzen ging. Zwischen 2. Weltkrieg, Nachkriegszeit, Tabus, einer stillen Generation und unverhoffter Veränderung, Rebellion gegen die verblendeten Verhältnisse der Adenauerära, die Grenzen des menschlichen Lebens und dessen Ethik, bis hin zu einem Leben zwischen Gitterstäben.

Lutz Taufers Leben, verschrieb er dem radikalen linken Spektrum der 68er Bewegung. Zwischen Perspektivlosigkeit und dem Mut zu Handeln – etwas zu ändern. Basisgruppe Politische Psychologie in Mannheim, Sozialistisches Patientenkollektiv in Heidelberg, Mitglied des Kommandos Holger Meins der RAF, Besetzung der deutschen Botschaft in Stockholm. Er war mitverantwortlich für die Erschießung 2er Geiseln, auf die eine Haftstrafe von 20 Jahren folgte. Unzählige Hungerstreiks bis an die Schwelle des Todes – bis 1995. Türen öffnen sich nach einer langen Zeit der Verschlossenheit. Es zieht ihn nach Brasilien, wo er Bildungsarbeit in Favelas leistete. Inzwischen, zurück in der Heimat, klärt er auf, teilt sein Wissen über ausbeuterische Bedingungen in Ländern des Südens mit und sitzt im Vorstand des Weltfriedensdienstes. Ein Leben voller Abbiegungen, Überzeugungeng und Reflektion.

»Dürfen Militante, die für eine menschlichere Gesellschaft kämpfen, alles in Frage stellen, auch ethische Grundsätze, ohne die eine menschlichere Gesellschaft, frei von Ausbeutung und Unterdrückung, gar nicht denkbar ist?«

Interesse am Buch? Es ist im Verlag Assoziation A veröffentlicht worden und ist hier zu erwerben.

shot by Wolf Sondermann

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Die Stiftung W. versteht sich als eine internationalistisch ausgerichtete, systemkritische Suchplattform. Ihr Ziel ist es, mit möglichst vielen kontrovers denkenden und engagierten Menschen über ihre Aktivitäten ins Gespräch zu kommen und Impulse für einen Politikansatz zu geben, der sich außerhalb gängiger Normen und Definitionen entwickeln kann und dabei hilft herkömmliche Denk- und Daseinsstrukturen zu überwinden. Sie wollen mit ihren Veranstaltungen Räume zur Entwicklung von Gegenöffentlichkeit schaffen, in denen sie gemeinsam mit anderen über die uns beherrschenden Verhältnisse reflektieren und Ansätze für die Entdeckung und Realisierung alternativer (Lebens-)Wirklichkeiten entwickeln können. 
Die Arbeit der Stiftung W. ist fast ausschließlich ehrenamtlich organisiert und wird zurzeit von acht Menschen getragen, die in unterschiedlichen politischen Zusammenhängen tätig waren und sind. Weitere Infos zur Stiftung W. findest du hier und hier.

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